Als vielversprechendste neue Stimme des Weltkinos wurde der im Kongo geborene und in Belgien aufgewachsene Rapper Baloji im Mai 2023 in Cannes in der Sektion „Un certain regard“ ausgezeichnet. Tatsächlich sind diese 90 Minuten ein wilder Ritt voller Experimentierfreude, das mit Motiven von Culture Clash, europäischen Märchen und afrikanischen spirituellen Mythen jongliert und vor allem wegen seiner Bildgewalt in Erinnerung bleibt.
Vieles wird bei diesem Spagat zwischen den beiden Kulturen der Hauptfigur Koffi, in die Baloji viel Autobiographisches bei seinem ersten langen Spielfilm einfließen ließ, nur angerissen. Sprunghaft werden neue Figuren eingeführt und manches wirkt noch unfertig. Aber dieser Mut zum Risiko und zur ungewöhnlichen Form beeindruckt. Deshalb wurde „Augure (Omen)“ auch gleich danach zum Filmfest München in die wie für dieses Werk gemachte Sektion „Cinerebels“ eingeladen und mit dem Hauptpreis ausgezeichnet.
Koffi schlägt eine Welle von Ablehnung und Hass entgegen, als er in die Heimat zurückkehrt, um der Familie seine schwangere, blonde Freundin vorzustellen. Wegen einer Narbe im Gesicht wird er als verhext, gar als Teufel gesehen. Um diesen Aberglauben und den Platz von Koffi zwischen allen Stühlen dreht sich dieser bemerkenswerte, vom WCF der Berlinale koproduzierte Film.
Beim renommierten Sitges-Festival für den fantastischen Film räumte Baloji den Preis für die beste Regie ab, weitere Auszeichnungen folgten in Durban und bei den African Movie Academy Awards. Belgien schickt diese Koproduktion mit dem Kongo im kommenden Jahr ins Oscar-Rennen als bester fremdsprachiger Film. Davor ist „Augure“ beim Festival „Around the World in 14 films“ erstmals in Berlinn zu sehen und gewann dort den 5.000 € dotierten Preis der Jury. Der bundesweite Kinostart ist für 4. April 2024 geplant.
Bild: Filmfest München