Das iranische Kino ist ein elementarer Bestandteil jeder Ausgabe des „Around the 14 films“-Festival in der Berliner Kulturbrauerei. Regelmäßig ist zu bestaunen, mit welcher Kreativität und welchem Widerstandsgeist die Filmemacher aus diesem Land kleinste Nischen nutzen, um trotz aller Verbote und Schikanen künstlerische Werke zu schaffen.
Ein Beispiel dafür ist auch die No-Budget-Produktion „Critical Zone/Mantagheye bohrani“, die Ali Ahmadzadeh mit Laien in Privatwohnungen und auf Autofahrten durch das nächtliche Teheran im Pandemiejahr 2020 drehte. Auf den internationalen Festivals war er zuvor 2015 im Forum der Berlinale mit „Atomic Heart Mother“ vertreten.
Der große Unterschied zu den früheren iranischen Filmen ist die Tonlage: Bisher waren immer ein Rest an Zuversicht und eine Prise Humor in diesen lebensbejahenden Werken iranischer Oppositioneller zu erleben. An „Critical Zone“ fällt seine erbarmungslose Düsternis und Hoffnungslosigkeit auf. Drogendealer Amir stromert durch eine Gesellschaft gebrochener, apathischer Figuren. Die Grundstimmung ist klaustrophobisch.
Bei einer nächtlichen Fahrt zum Flughafen streckt seine Freundin ihren Kopf und ihre unverhüllten Lücken aus dem Autofenster und brüllt der Theokratie ein „Fuck you“ entgegen, nachdem sie ihren Verfolgern entkommen sind. Diese Szene ging im Iran viral, als im Herbst 2021 die „Frau Leben Freiheit“-Revolution begann.
Der improvisierte 99 Minuten kurze Film ist auch vor allem als Zeitdokument bemerkenswert: er porträtiert eine unterdrückte, lethargische Gesellschaft, der die Hoffnung auf bessere Zeiten abhanden gekommen ist.
Maria Schrader, die sich nach erfolgreicher Karriere als Schauspielerin seit einigen Jahren auf die Regie konzentriert, ist seit Jahren eine treue Begleiterin des 14 Films-Festivals und ging gut vorbereitet in das Gespräch mit Sina Ataeian Dena, der als künstlerischer Berater und Produzent des Films fungiert und die Hintergründe beleuchtete.
In Locarno gewann „Critical Zone“ den Goldenen Leopard. Vor kurzem hatte der Film seine Deutschland-Premiere beim Festival in Mannheim/Heidelberg, bei „Around the World in 14 films“ wird er noch je 1x in Berlin und München laufen. Dies sind vorerst die einzigen Chancen, dieses iranische Widerstands-Dokument in Deutschland zu sehen, da der Film noch keinen Verleih hat.
Bild: Luxbox