Alle die Du bist

Eine sehr schöne Entdeckung im Panorama der Berlinale 2024 ist das märchenhafte Sozial- und Liebesdrama „Alle die Du bist“ von Michael Fetter Nathansky. Der deutsch-spanische Regisseur überzeugt in seinem zweiten Spielfilm, der von der ZDF-Mitternachtsreihe „Das kleine Fernsehspiel“ koproduziert wurde, mit einer spannenden Drehbuch-Idee, die er gekonnt umsetzte.

Der Film spielt im rheinischen Kohlerevier: die Belegschaft fürchet um ihre Jobs. Großer Druck lastet auf Nadine (Aenne Schwarz): sie steht mit beiden Beinen im Leben, ist redegewandt, hat auch nachts noch ein offenes Ohr um sorgenvolle Anrufe und soll in den Verhandlungen mit der Chefin das Beste herausholen.

Sie hat aber noch eine zweite Last, die sie bedrückt: ihr Partner Paul (Carlo Ljubek), den sie anfangs zu kindisch und machohaft fand, als sie als alleinerziehende Mutter mit ihrer Tochter aus dem Osten in der Firma anfang, ist bis heute ein Kindskopf geblieben. Auch für ihn muss sie alles regeln. Als er im Vorstellungsgespräch ausrastet, muss sie ihn trösten und bei der Firmenleitung um eine zweite Chance betteln. Die Liebe bleibt zwangsläufig auf der Strecke.

Der Clou dieses Plots, der sich nach Problemfilm-Sozialdrama für den ARD-Filmmittwoch anhört, sind der Ideenreichtum und die Spielfreude, mit der Pauls Figur auf viele Identitäten aufgesplittet wird. Im Gespräch mit ihm sieht Nadine meist nicht mehr den erwachsenen Partner, sondern je nach Situation ein tollpatschiges, prolliges Riesenbaby (Youness Aabbaz), die mütterliche Schulter zum Anlehnen oder einfach nur den Bullen, den sie am Strang zurück auf die Spur bringen muss.

Der ständige Wechsel dieser Facetten von Pauls Charakter, der von jeweils passenden Darsteller*innen und dem Stier verkörpert wird, bringt Humor und Leichtigkeit in das Sozialdrama und macht die 108 Minuten zum Sehvergnügen.

Bild: Contando Films, Studio Zentral, Network Movie

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