Eine lebende Legende ehrte das Staatsballett Berlin heute Abend mit einem Triple an der Deutschen Oper: der US-Amerikaner William Forsythe ist mittlerweile 74 Jahre, nach ihm wurde auch der gesamte Abend mit Choreographien aus drei Schaffensphasen benannt.
Im Mittelpunkt stand „One Thing Flat, reproduced„: ein Signature Piece, das Forsythe auf dem Höhepunkt seines Ruhms im Jahr 2000 im Bockenheimer Depot uraufführte. Zu den am Computer generierten Beats des Niederländers Thom Willems, mit dem ihn vier Jahrzehnte künstlerischer Partnerschaft verbinden, tanzt das Ensemble auf, über, unter einem Labyrinth aus Tischen, die wie in einer Mehrzweckhalle nebeneinander gestapelt. Dieses Stück war ein Meilenstein des Modern Dance und hat auch 2,5 Jahrzehnte nichts von seinem Drive und seiner Frische verloren.
Zuvor war „Approximate Sonata 2016“ zu erleben, die 2016 in Paris überarbeitete Fassung eines Stücks von 1996, an dem sich das große Thema des Forsythe-Œuvres besonders gut studieren lässt: den Aufeinanderprall und die Reibung des klassischen Balletts mit modernen Formen, allen voran den Computer-Kompositionen von Willems.
Grégoire Duchevet und Kalle Wiggle in „Blake Works I“
Eher wie ein Nachklapp wirkte „Blake Worls I„, das ebenfalls 2016 in Paris entstand. Statt Willems lieferte der Brite James Blake den Soundteppich für die Choreographie, statt der vertrauten elektronischen Rhythmen gab es gefälligen, fast zu süßlichen Pop vom Album „The Colour in Anything“. Ein großes Ensemble tanzt kleinere Nummern, dieser letzte Teil wirkt aber wesentlich weniger zwingend als die Choreographien vom Höhepunkt des choreographischen Schaffens von William Forsythe, der sich nach knapp zwei Stunden ausgiebig feiern ließ.
Bilder: Yan Revazov, Vorschaubild aus „One Flat Thing, reproduced“