„A Different Man“ ist einer dieser Filme, die eine gute Idee haben und diese dann überdeutlich auswalzen. Die pechschwarze Tragikomödie erzählt vom Leiden des Möchtegern-Schauspielers Edward (Sebastian Stan), der unter Neurofibromatose leidet. Sein Gesicht ist von fleischigen Wucherungen entstellt. In der U-Bahn wird er angestarrt, durchs Treppenhaus schleicht er möglichst schnell. Wegen seines Aussehens ist auch kein Platz für ihn im Kulturbetrieb: es reicht nur für Minirollen in Awareness-Werbespots oder Horrorfilmen
Zwei grundlegende Veränderungen treten in sein Leben: die neu eingezogene Nachbarin Ingrid (Renate Reinsve) hat anscheinend keine Berührungsängste. Zwischen den beiden stellt sich schnell Vertrautheit ein. Beruflich ist auch Ingrid in einer ähnlichen Situation: sie träumt davon, Theaterautorin zu werden, ist aber bisher ähnlich erfolglos und mehr mit ihren wechselnden Liebhabern beschäftigt, die sie eiskalt abserviert. Die zweite Veränderung ist ein Wundermittel, das an Edward getestet wird: die Fleischklumpen lösen sich und sein Gesicht ist so strahlend schön, dass er prompt beste Chancen als Immobilienmakler hat.
Die Eiseskälte von Ingrid wird zu einem handlungstreibenden Motiv in der zweiten Hälfte des Films: „A Different Man“ wird von der „Elephant Man“-Studie zur Abrechnung mit dem Kulturbetrieb. Die vermeintliche Empathie der Autorin stellt sich als skrupellose verdeckte Material-Recherche heraus. Das Leben von Edward soll in einem Off-Broadway-Stück auf die Bühne komme. Gerade als er am Ziel scheint, endlich die lang ersehnte große Rolle spielen zu dürfen, tritt Oswald (Adam Pearson) in sein Leben: beste Manieren, alle wickelt er mit seinem Charme um den Finger und das, obwohl auch sein Gesicht von Neurofibromatose entstellt ist. Mit offenem Mund sieht Edward zu, wie ihm Oswald nach und nach alles nimmt: die Traumrolle, die Traumpartnerin, etc.
Sebastian Stan, Renate Reinsve und Adam Pearson
Gesichter, die nicht den üblichen Schönheitsnormen entsprechen, sind das Thema der Filme des Regisseurs Aaron Schimberg. Er selbst leidet an einer Gaumenspalte und macht dem Kulturbetrieb und der Gesellschaft in seinem sehr plakativen „A Different Man“ überdeutlich klar, wie schwer es Betroffene in diesem Umfeld haben.
Die A24-Produktion lief bereits im Januar 2024 in Sundance und wurde im Febuar 2024 in den Berlinale-Wettbewerb eingeladen. Sebastian Stan durfte sich über den Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller freuen.
Knapp ein Jahr später startet „A different Man“ am 5. Dezember 2024 in den deutschen Kinos.
Bilder: Faces Off LLC