Des Teufels Bad

Ein weiterer starker Film in diesem Berlinale Wettbewerbs-Jahrgang ist das düstere österreichische Bergdorf-Historiendrama „Des Teufels Bad“ des Duos Veronika Franz/Severin Fiala (Tante und Neffe).

Grundlage dieses zweistündigen Films sind Gerichtsprotokolle aus einem Mordprozess von 1750: Die Traurigkeit ist Agnes (Anja Plaschg) vom ersten Moment an anzumerken. Ihr Mann Wolf (Daniel Scheid) zeigt ihr stolz das dunkle, ärmliche Loch mitten im Wald, in dem sie künftig gemeinsam wohnen wollen. Als ungebetener Gast schneit ständig die Schwiegermutter Gänglin (Maria Hofstätter) herein, die alles besser weiß und kein gutes Haar an Agnes lässt.

Diese verliert sich immer tiefer in einem Strudel aus Einsamkeit, Depression und Verzweiflung, überlebt einen Suizidversuch mit Rattengift und muss die Kurpfuscher-Methoden gegen die Entgiftung ihrer Melancholie über sich ergehen lassen. Als letzter Ausweg erscheint ihr der Mord an einem Jungen, der ihr zufällig begegnet: ein Selbstmord führe in die ewige Verdammnis, wie der Pfarrer, die höchste Autorität im Dorf, seinen Schäflein einbläut. Ein Mord führt zwar zur öffentlichen Hinrichtung vor dem schaulustigen Mob, aber nach der letzten Beichte bleibt sie vor der ewigen Verdammnis verschont. Kein Einzelfall, sondern für einige Frauen der damaligen Zeit der scheinbar letzte Ausweg, wie der Abspann des Films erklärt.

Anja Plaschg als Agnes mit Wunde nach Kurpfuscher-Behandlung

„Des Teufels Bad“ ist ein beklemmend-düsterer Film, der seinen Stoff konsequent entfaltet. Martin Gschlacht wurde für seine Kamera mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Der bedrückende Soundtrack, mit dem der Leidensweg von Agnes unterlegt ist, stammt von Soap & Skin, der Band der Hauptdarstellerin Anja Plaschg. Mit „Des Teufels Bad“, der von Ulrich Seidl in Kooperation mit arte, BR und ORF produziert wurde, meldet sich das Familien-Duo Franz/Fiala nach ihrem Überraschungshit „Ich seh, ich seh“ (2014) und ihrem weniger erfolgreichen Ausflug auf den US-Markt mit „The Lodge“ (2019) zurück und durfte sich über die erste Einladung in den Berlinale-Wettbewerb freuen.

Bilder: Ulrich Seidl Filmproduktion/Heimatfilm

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