Die Londoner Compagnie Upswing stellte sich mit „Showdown“ erstmals in Berlin vor. Für das Chamäleon in den Hackeschen Höfen entwickelten die Regisseurin Vicki Dela Amedume und die Comedy-Autorin Athena Kugblenu eine Satire, die das Casting-Show-Unwesen und den Konkurrenzkampf im Kunstbetrieb aufs Korn nimmt.

Die aufgekratzte Moderatorin (Naima Aida Séne) animiert das Publikum, nach jedem Teil-Act eine Person aus dem siebenköpfigen Kandidaten-Feld herauszuwählen. Im Zweifel wird das Ergebnis einfach überstimmt: die Produzenten melden sich via Telefon. Wer zu alt oder nicht divers genug ist oder aus sonstigen Gründen nicht ins Marketing-Konzept passt, wird so gnadenlos aussortiert wie wir das von realen Vorbildern wie Heidi Klum und Co. gewohnt sind.

„Showdown“ funktioniert als klassische Typen-Komödie: Rafiq Ffinch-Shah gibt den Rebell, der die Regeln in Frage stellt und als erster rausfliegt, Jimmy Wong den narzisstischen Muskel-Poser, der die anderen wegbeißt, aber doch auf der Strecke bleibt, Jaide Annalise den queeren Quoten-Farbtupfer im Regenbogen-Dress, Francisco Hurtado den Clown und Zebulon Simoneau den netten Jungen von nebenan aus Montreal, der auch nicht ins Konzept passt, da ihm ein unique selling point fehlt, der ihn werbetechnisch herausstechen lässt.

Diese satirische, gesellschafts- und betriebskritische Rahmenhandlung ist ganz amüsant, aber streckenweise über die zwei Stunden etwas dünn und plakativ. Erwartungsgemäß mündet das Casting-Event auch in einem Aufstand der Performer, die sich verbünden und ihr Gemeinschaftsgefühl zelebrieren.

Auf gewohnt hohem Niveau sind die akrobatischen Leistungen der Performer, die von Handstand über Strapaten bis zu Cyr Wheels ihr Können zeigen und Szenenapplaus für ihre Nummern bekommen. Dafür lohnt sich der Besuch dieser neuen Chamäleon-Show, die nach den Previews und der Premiere vom 14. März noch bis 28. Juli 2024 fast täglich zu sehen sein wird.

Bilder: Andy Philipson