Eine Frau, die weiß, was sie will

Fast ein Jahrzehnt läuft dieser Hit von Barrie Kosky schon an der Komischen Oper, der in der Ausweichspielstätte im Schillertheater nun für nur 5 Vorstellungen in dieser Spielzeit wiederaufgenommen habe. Die Operette „Eine Frau, die weiß, was sie will“ spielen Kosky und sein Team nicht als türenklapperndes Ausstattungs-Fest, obwohl all die boulevardesken Liebesverirrungen der 30 Figuren dazu einladen würden, sondern machen daraus ein nicht mal anderthalb Stunden kurzes Kammerspiel mit nur zwei Personen. Fast im Minutentakt wechseln Dagmar Manzel und Max Hopp die Kostüme und Rollen: von der großen Diva bis zur schnoddrigen Kammerzofe, vom tattrigen Greis zum affektierten Theaterdirektor dauert es nur ein paar Sekunden. Die helfenden Hände, die diese Tour de Force mit ihrer Logistik hinter der Bühne ermöglichen, dürfen beim Schlussapplaus nicht fehlen.

Eine fast schon kindliche Freude ist den beiden Stars Manzel/Hopp bei diesem Lustspiel anzumerken, das kurz vor der NS-Gewaltherrschaft im Metropol Theater, dem Vorläufer der Komischen Oper, uraufgeführt wurde: Ein letzter, unbeschwerter Tanz auf dem Vulkan der Weimarer Republik mit selbstbewussten Frauen, die in anzüglichen Texten ihre Lust ausleben. So wird diese Operetten-Ausgrabung zum Zeitdokument.

Kosky und sein musikalischer Leiter Adam Benzwi betonen die Komik in dieser Operette, geben dem Schauspiel-Duo viel Raum für Slapstick und kleine Kabinettstückchen. Sie entschieden sich, den Abend als Vaudeville-hafte Nummernrevue und temporeiche Farce zu inszenieren.

Bild: Iko Freese/drama-berlin.de

 

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