I´m a girl you can hold irl

Der Pygmalion-Mythos beschäftigt die Künste seit Jahrtausenden, von Ovids Metamorphosen bis zum „My Fair Lady“-Musical, und auch auf Berlins Bühnen ist der Stoff sehr en vogue. Das Deutsche Theater Berlin hat angekündigt, dass Bastian Kraft in vier Wochen den „Pygmalion“ von George Bernard Shaw auf die Bühne bringen wird. Bereits gestern hatte im Studio des Gorki Theaters „I´m a girl you can hold irl“ von Zelal Yeşilyurt Premiere, einer jungen Regisseurin, die im P14-Kollektiv der Volksbühne sozialisiert wurde.

Mit Ovid-Zitaten steigt sie überraschend in den Abend ein, findet dann aber einen Gorki-typischeren Zugriff: ihr Pygmalion (Tim Freudensprung aus dem Ensemble) ist ein KI-Forscher, der nach enttäuschter Liebe die Roboterin Galatea (Sofia Iordanskaya aus dem aktuellen UdK-Abschluss-Jahrgang) nach dem Ebenbild seiner Ex geschaffen hat. So kann der Abend nicht nur das Trend-Thema KI, sondern auch toxische Männlichkeit verhandeln.

Sofia Iordanskaya und Tim Freudensprung in i’m a girl you can hold IRL

Der schmale Text steuert recht schnörkellos und erwartbar auf eine feministische Lesart des Mythos zu: die KI nimmt Rache an den Unterwerfungsphantasien des Wissenschaftlers und emanzipiert sich von ihrem Schöpfer.

Sehenswert machen den Abend die ausgefeilten 3D-Animationen von Berfîn Karakurt, die das Intro prägen, und die Kamera-Einspieler von Luna Zscharnt. Das ist auf einem technischen Niveau, wie man es auf den Studiobühnen selten sieht.

Bild: Ute Langkafel MAIFOTO

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