Radical – Eine Klasse für sich

Das Drama „Radical – Eine Klasse für sich“ verkörpert alle Klischees eines Sundance-Films: ein gut gemeinter, auf Empowerment abzielender und soziale Ungerechtigkeiten benennendes Werk, das auf die Tränendrüsen des Arthouse-Nachmittagsprogramms zielt.

Christopher Zalla, der in Kenia geboren ist und in Guatemala lebt, wurde auf einen Zeitungsartikel über Sergio Juárez Correaeinen unkonventionellen Lehrer aufmerksam, der in einer besonders armen, von Clans und Banden dominierten Gegen des Landes an die mies ausgestattete José Urbina Lopez-Grundschule in Matamoros kommt.

Der Plot lässt sich recht knapp zusammenfassen: Lehrpläne und reine Wissensvermittlung interessieren den Pädagogen (gespielt von Eugenio Derbez) nicht. Er lässt den Teenies Freiräume, spielerisch erkunden sie physikalische Probleme, schlummernde Talente und Interessen kitzelt er hervor. Die eine (Mia Fernanda Solis) wird zur begeisterten Leserin des utilitaristischen Philosophen John Stuart Mill, die andere (Jennifer Trejo) träumt von einer Karriere als Astronautin und baut selbst ein Teleskop zusammen.

Zwischen diesem hohen Lied auf die antiautoritäre Reformpädagogik und altklugen Kalendersprüchen aus den Mündern der 11jährigen schildert der Film auch in aller Drastik die rohe Gewalt der Gangs und die schiere Not der Schülerinnen und Schüler, die direkt neben Müllhalden aufwachsen. Wenn ein kleines Geschwister-Baby zur Welt kommt, muss ein Mädchen schon mal zuhause bleiben und Ersatz-Mutter spielen anstatt zu lernen.

Der Abspann feiert den Lehrer für sein Konzept: sein Modell neugierigen, freien Lernens und Problemlösens sei so erfolgreich gewesen, dass sein Jahrgang bei einem nationalen, mexikanischen Test 2012 überragend abgeschnitten habe.

Das Zielpublikum in Sundance war begeistert und prämierte „Radical“ im Januar 2023 mit dem Festival Favorite Award quer über alle Sektionen. Seine Deutschland-Premiere hatte das Drama im Herbst beim Filmfest Hamburg, am 21. März 2024 startete der Film in deutschen Programmkinos.

Bild: © Ascot Elite Entertainment

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