Nicolas Cage ist zurück. Nach seinem steilen Absturz vom Oscar-prämierten Hollywood-Star der 1990er zur tragikomischen Witzfigur der 2010er Jahre hat er sich mit 60 Jahren neu erfunden. Mit viel Selbstironie und einer klugen Rollenauswahl erspielt er sich die Aufmerksamkeit der Feuilletons zurück.
Schon „Massive Talent“ war im Sommer 2022 ein großer, sehr skurriler Spaß. Nun setzt Cage mit „Dream Scenario“, das im September 2023 in der Platform-Sektion in Toronto herauskam und kurz danach das Filmfest Zürch eröffnete, noch eins drauf.
Cage spielt den linkischen Professor Paul Matthews: der Evolutionsbiologe träumt seit Jahrzehnten von wissenschaftlicher Anerkennung, redet sich ein, dass er bald ein wichtiges Buch schreiben wird, muss aber neidisch mitansehen, wie er als graue Maus im Hörsaal-Alltagstrott steckenbleibt, während eine frühere Kollegin in „Nature“ publiziert. Sein Leben nimmt eine rasante Wendung, als immer mehr Leute von ihm träumen.
Erst ist es nur seine Tochter, dann sind es flüchtige Bekannte, schließlich geht das Phänomen viral: Paul taucht ständig in irgendwelchen Träumen auf. Immer steht er linkisch und verloren herum, während etwas Dramatisches passiert.
Stolz sonnt sich Paul in seinem Narzissmus. Er träumt davon, dass ihm eine Agentur dabei helfen wird, endlich das lang ersehnte Buch zu schreiben. Doch bei dem wunderbar komischen Meeting wollen ihm die PR-Leute um Trent (Michael Cera) nur Werbeclips für die Getränke-Marke Sprite andrehen. Beleidigt lehnt Paul ab.
Nicolas Cage als Paul Matthews beim PR-Meeting
In diesem Erzählstrang findet auch der norwegische Regisseur Kristoffer Borgli zu sich und seinem großen Thema: über die Welt der Social Media-Influencerinnen machte er sich bereits in „Sick of Myself“ lustig, das allzu grobschlächtig geraten ist. In der neuen „Dream Scenario“-Satire wird der Narzissmus dieser Branche wesentlich subtiler und interessanter verhandelt.
In der Schlusskurve wird „Dream Scenario“ zur aberwitzigen Groteske: Paul taucht zwar wieder in vielen Träumen auf, aber plötzlich als brutaler Mörder und Vergewaltiger. Sein gesamtes Umfeld inklusive Frau Janet (Julianne Nicholson) wendet sich von ihm ab, nach dem Image-Verfall will auch die PR-Branche nichts mehr von ihm wissen, Paul wird zum Outlaw. Autobiographische Erfahrungen des Hauptdarstellers Nicolas Cage lassen grüßen. Für diese Rolle bekam er auch eine Golden Globe-Nominierung als bester Komödien-Hauptdarsteller, konnte seiner Sammlung aber keine neue Trophäe hinzufügen.
„Dream Scenario“ startete am 21. März 2024 in den deutschen Kinos.
Bilder: A24