Macbeth

Er ist der Rekordhalter der aktuellen Festival-Auswahl: schon zum 8. Mal ist der Niederländer Johan Simons zum Berliner Theatertreffen, zum 2. Mal mit einer Inszenierung aus seiner Bochumer Intendanz. Wieder ist es ein Shakespeare-Klassiker, wieder mit viel Promi-Glamour mit den klangvollsten Namen der deutschen Theaterszene.

2020 spielte Sandra Hüller, mittlerweile zur Cannes-Königin und Oscar-Anwärterin aufgestiegen, den Hamlet. Nun ist Jens Harzer, Iffland-Ring-Träger, als Macbeth zu sehen. Die Tragödie hat Simons in einem langen, von mehreren Verschiebungen und der Pandemie unterbrochenen Probenprozess radikal eingedampft. Drei Spieler*innen teilen sich alle Rollen: neben Harzer seine Gattin Marina Galic, die 2025 vom Hamburger Thalia Theater ans Berliner Ensemble wechseln wird, und Stefan Hunstein, der mit Simons schon an den Münchner Kammerspielen arbeitete.

Die 3 Stunden sind darauf zugeschnitten, die Virtuosität des Trios wie in einer Vitrine auszustellen. In raschem Wechsel tauscht das Ensemble auf der kargen Bühne die Rollen, wechselt den Ton zwischen Tragödie (in der Übersetzung von Angela Schanelec/Jürgen Gosch) und Slapstick, in dem sich vor allem Harzer austobt. Mit viel Grimassieren und Unmengen Kunstblut wird die Textfassung gespielt, die Dramaturg Koen Tachelet aus dem Klassiker kondensierte.

Der Abend reiht Kabinettstückchen aneinander, hat aber doch ziemliche Längen. Das Publikum im Festspielhaus rutschte zunehmend ungeduldig auf den Polsterstühlen hin und her, von Buhs zur Pause wurde berichtet. Da war es wohl die bessere Wahl, diese altmeisterlich-museale Inszenierung von vornherein gleich komplett hinter der vierten Wand wie ein erlesenes Ausstellungs-Stück zu sehen.

Catharina Kleber bewies schon im vergangenen Jahr ihr Geschick, Bühneninszenierungen für 3sat aufzubereiten. Die heranzoomenden Großaufnahmen auf die Gesichter der drei traurigen Clowns in ihren zunehmend verschmierten Anzügen unterstreichen das Regie-Konzept einer Star-Riege, die ihre Kunststücke stolz präsentiert.

„Macbeth“ hatte am 12. Mai 2023 in Bochum Premiere. Ein Jahr später war der Abend zum Abschluss des Theatertreffens eingeladen. In der 3sat-Mediathek ist die TV-Fassung noch bis 30. August 2024 zu sehen.

Bild: Armin Smailovic

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