Meteoriten

Das Gorki verhandelt queere Beziehungsprobleme

Viele Zutaten der „Meteoriten“ kommen uns bekannt vor: ein queeres Beziehungsgeflecht voller Komplikationen gab es auch in „Die juristische Einschärfe einer Ehe„. Die Zerrissenheit der Figuren zwischen Berlin und den ehemaligen Sowjetrepubliken wurde außerdem auch in „Schwimmen lernen“ verhandelt. Schöne Balladen durfte Mehmet Ateşçi schon als „Small Town Boy“ singen. Zwischendurch ein frecher Spruch von Dimitrij Schaad: das ist ohnehin ein Gorki-Standard.

Sasha Marianna Salzmann und Regisseur Hakan Savaş Mican setzen also auf einen Mix bewährter Themen und Stilmittel. Das knapp zweistündiger Ergebnis ist ein recht unterhaltsamer Theaterabend, der es gut versteht, Stimmungen zu transportieren, auch wenn die Dialoge oft banal bleiben.

Wie schon in „Wir Zöpfe“ betreiben die Figuren vor allem eine private Nabelschau. Im Zentrum stehen ihre Beziehungsprobleme, und ihr scheiternder Versuch, alternative, queere Familienkonstellationen auszuprobieren. Eine geglückte Variante porträtiert arte in der Dokumentation „Vier werden Eltern“.

Hintergrundfolie für diese Identitätsfindungsprozesse ist der WM-Sommer 2014. Thelma Buabeng läuft als Üzüm mit Deutschland-Farben im Gesicht durchs Bühnengeschenken und freut sich über die sieben Tore im Halbfinale gegen Brasilien. Ansonsten bleibt sie bei ihrem Gastauftritt am Gorki über weitere Strecken ohne Beschäftigung.

Klarere Konturen haben die vier Figuren, die von Gorki-Ensemble-Mitgliedern verkörpert werden: Mehmet Ateşçi ist Roy, ein schwuler Syrer, der beim Überfall-Telefon arbeitet und mit seinem Partner Udi (Thomas Wodianka) Touristen in Clubs „antanzt“ und ausraubt. Die beiden verbindet eine komplizierte Hassliebe. Umkreist werden sie von Cato (Mareike Beykirch in eine Trans-Rolle) und dem Russen Serösha (Dimitrij Schaadt), der Angst vor seinem Coming-out hat.

Neben Fußball-Jubel-Bildern von Jogi Löw und seinen Weltmeister-Jungs flimmern zwischendurch auch Aufnahmen vom Gaza-Krieg, der damals neu aufflammte, über die Bildschirme hinter den Baugerüsten, an und auf denen sich die Darsteller entlang-hangeln.

Premiere von „Meteoriten“ war am 15. April 2016. Weitere Termine am Gorki

Auf dem Vorschaubild: Mareike Beykirch und Mehmet Ateşçi. © Esra Rotthoff

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