Affe

„Berlin, Du kannst so häßlich sein“: Wie wahr diese Klage von Peter Fox aus seinem berühmten Song „Schwarz zu blau“ ist, kann jeder hautnah erleben, der sich mit der U-Bahn vom Alexanderplatz über das Kottbusser Tor und den Hermannplatz zur Karl-Marx-Straße in Neukölln aufmacht.

Regisseur Fabian Gerhardt und Dramaturg John von Düffel ließen sich vom 2008 erschienen Album „Stadtaffe“ zu einem Horrortrip-Musical durch die Berliner Nacht inspirieren. Sie verbinden die Songs von Pierre Baigorry alias Peter Fox mit einer schlüssigen theatralischen Handlung um die Hauptfigur „F.“: Anton Weil, der mit seinem körperbetont-energiegeladenen Spiel schon in Fabian Gerhardts „Othello“-Inszenierung im Theaterdiscounter auffiel, zuckt und zittert sich 90 Minuten lang durch eine grauenvolle Nacht.

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Er findet sich orientierungslos in einem Krankenbett wieder, das an die Exposition von Stefan Kimmigs „Unterwerfung“ am Deutschen Theater Berlin erinnert, und hat einen klassischen Filmriss. Mit rauhem Ton wird er bereits von seiner Krankenschwester (Achan Malonda) behandelt. Noch schlimmer erwischt es ihn bei seinen Begegnungen mit einem aggressiven Obdachlosen (Sergej Lubic, der schon 2010 in Gottscheffs „Selbstmörder“-Inszenierung an der Volksbühne dabei war) und mit einem Ex-Junkie (Sohel Altan Gol aus dem Ballhaus Naunynstraße-Erfolgsstück „Verrücktes Blut“).

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Der Spannungsbogen ließ sich nicht ganz über die 90 Minuten aufrecht halten, dafür ähneln sich die in den Songs transportierten Stimmungen und die hinzuerfundenen Spielszenen manchmal zu sehr. Aber nach diesen kleinen Durchhängern sind doch immer wieder kraftvolle Momente zu erleben.

„Affe“ hat offensichtlich einen Nerv getroffen: das Publikum tanzte bei den Zugaben begeistert mit. Alle Vorstellungen bis zum 5. Januar 2017 waren bereits kurz nach der Premiere ausverkauft, so dass man nur noch auf Restkarten an der Abendkasse oder eine Wiederaufnahme hoffen kann.

„Affe“ wurde am 23. November 2016 an der Neuköllner Oper uraufgeführt. Weitere Informationen und Termine

Bilder: Matthias Heyde

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