Hübsche, junge Menschen in einer schicken Villa mit Glasfassaden. Wie die Drehbühne kreisen sie ständig um ich selbst, um ihre Wohlstandsverwahrlosung und um ihre Neurosen. Sie brabbeln wie auf Speed vor sich hin, lieben, betrügen, trennen und hassen sich.
Was nach einem perfekten Stoff für die Daily Soap im Vorabendprogramm klingt, ist eine – sehr angestrengt auf cool und hip gebürstete – Überschreibung des Tschechow-Klassikers „Drei Schwestern“. Leider fehlt den banalen Dialogen der nötige Esprit. Christian Rakow fühlte sich in seiner Premieren-Besprechung an Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ erinnert: von der Eleganz und der Präzision der Pointen ist diese Tschechow-Überschreibung aber leider weit entfernt.
Arg bemüht wirken die Exkurse über Trump, der wenige Wochen vor der Premiere in Basel zum US-Präsidenten gewählt wurde, und die kleinen Anspielungen auf Willkommenskultur an Bahnhöfen für Flüchtlinge, das Berliner SoHo House oder den Hype um US-Serien.
Die erste Hälfte plätschert recht zäh dahin, die banalen Dialoge der Figuren, die sich in ihre Lebenslügen verstrickt haben, fesseln nicht und geben dem unterforderten Basler Ensemble wenig Gelegenheit, sein Können zu zeigen. Nach der Pause platzen die Illusionen der drei Frauen wie Seifenblasen in einem Showdown, wie er einer Seifenoper gut zu Gesicht steht.
Das Experiment, den angestaubten Tschechow in die Gegenwart zu übertragen, ist interessant, gelingt aber an diesem Eröffnungsabend des Berliner Theatertreffens nicht.
Der Australier Simon Stone, der als Hausregisseur inn Basel arbeitet, bleibt mit dieser Arbeit auch hinter seinem Publikumsrenner aus dem vergangenen Jahr, der Ibsen-Überschreibung „John Gabriel Borkman“ (Kritik) mit dem Star-Trio Minichmayr/Peters/Wuttke zurück.
Bilder: Sandra Then