Children of Tomorrow

Vier Mittzwanziger verhandeln in dem kleinen, sympathischen Abend „Children of Tomorrow“ im Münchner Volkstheater die Frage, wie diese Idealvorstellung gelingen kann: eine glückliche Familie, in der sich beide Partner die Erziehung und Hausarbeit fair aufteilen, in der keiner beruflich zurückstecken muss, in der sich niemand eingeengt, sondern alle frei und selbstbestimmt fühlen.

Die beiden Paare (Pola Jane O’Mara Julia Richter, Mehmet Sözer, Oleg Tikhomkrov) versprechen sich in der ersten Szene, dass sie alles gemeinsam schultern werden – und stoßen sehr schnell an ihre Grenzen. Während des nur 70 Minuten kurzen Abends spielen sie in zahlreichen Varianten die Hindernisse durch, die ihren Vorsatz wie eine Seifenblase platzen lassen.

Mal diskutieren sie am roten, runden Tisch, mal hoppeln sie mit Socken auf Hüpfbällen wie beim Kindergeburtstag, mal verknäueln sie sich wie eine Laokoon-Gruppe auf dem Bett, zwischendurch gibt’s auch kleine Soli, wie den Wutanfall von Julia Richter, die sich in ein Albtraum-Szenario als überforderte, alleinerziehende Mutter mit Hartz IV hineinsteigert, oder den Monolog von Oleg Tikhomirov, der kopfüber von der Turnstange baumelt und dabei über moderne Väter nachdenkt.

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Mehrere Lebensentwürfe und Beziehungsmodelle werden durchdiskutiert und verworfen: Zum Beispiel ein Rollentausch, bei dem die traditionellen Muster einfach umgedreht werden. Oder eine „liebevolle Vernachlässigung“, bei der das Schlüsselkind vor allem sich selbst überlassen ist und die Bühne bald im Chaos versinkt.

Am Ende des Abends scheint die Lösung greifbar: die vier liegen sich in den Armen und beschließen angesichts dieser vielen Schwierigkeiten am besten ganz auf Kinder zu verzichten. Zaghaft meldet sich dann aber Tikhomirov und zählt auf, was ihm ohne Kinder alles fehlen würde. Also wieder keine Lösung, das Licht im Saal geht aus, jeder bleibt mit seiner Antwort auf sich gestellt.

Die Stückentwicklung von Tina Müller und Corinne Maier ist ein amüsanter Streifzug durch Geschlechter- und Beziehungsdebatten, der gut ins Kleine Haus des Volkstheaters passt. Die Sitzgelegenheiten könnten allerdings etwas bequemer sein. Nur wer sich rechtzeitig anstellt, kann noch einen der Klappstühle erwischen, der Rest sitzt auf dem Boden oder Notbehelfen.

Bilder: © Gabriela Neeb

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