Die Technik des Glücks

Was für eine schillernde Figur! Franz Jung: Schriftsteller, Revolutionär, Ökonom, fast ständig auf der Flucht, immer wieder im Gefängnis, heute fast vergessen.

Das Hebbel am Ufer widmete ihm zum Jubiläum der November-Revolution eine kleine Revue im HAU 2 am Halleschen Ufer 32, genau dort wo Jung 1918 sein Büro als Mitbegründer der „Sozialistischen Wirtschaftskorrespondenz“ hatte.

Richtige Revue-Stimmung will jedoch nicht aufkommen: zu monoton ist vor allem während der ersten Stunde die Live-Musik der Hamburger Band „Die Sterne“. Robert Stadlober und Wolfgang Krause Zwieback haben sichtlich Mühe, dagegen anzubrüllen und sich Gehör zu verschaffen. Die Verständlichkeit des Textes leidet.

Jung engagierte sich nicht nur für die Revolution in Deutschland und Russland, sondern kreuzte auch die Wege namhafter Künstler*innen seiner Zeit von Erich Mühsam bis Lotte Lenya. In den zwei Stunden, die Annett Gröschner, Hanna Mittelstädt und Rosmarie Vogtenhuber gestaltet haben, erfährt man jedoch nicht wesentlich mehr über ihn als das, was bereits auf dem zweiseitig eng bedruckten Handzettel „Franz Jung – eine unvollständige Chronik“ steht.

Wie ein Fremdkörper wirkt Corinna Harfouch in dieser kurzatmigen Inszenierung. Sie hat nur wenige Auftritte in Videoeinspielern. Diese Momente der Ruhe durchbrechen den aufgewühlten Rhythmus des restlichen Abends. Sie verkörpert die zahlreichen Partnerinnen, die Jung häufig wechselte, oder eine begeisterte Rezensentin seines Werks, das als Schlusswort nach dem Applaus eingespielt wird.

Bilder: Dorothea Tuch

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