Kislota/Acid

„Who is happy in Russia?“ fragte Kirill Serebrennikow in seiner Gogol Center-Theater-Inszenierung rhetorisch.

Alexander Gorchilin, einer seiner begabtesten Schüler, der nicht nur regelmäßig in den Theaterstücken des Moskauer Gogol Center auftritt, sondern auch als Hauptdarsteller in Serebrennikows „The Student/Der die Zeichen liest“ brillierte, legte nun die U30-Kino-Version der Frage vor, wer heutzutage in Russland glücklich ist. Auch die Twentysomethings, die in diesem Film durch ein düsteres Moskau driften, sind es definitiv nicht.

„Why does my heart feel so bad?“ singt Moby, während Vanya erst über der Toilette hängt und dann in den Tod springt. Der Film folgt in den folgenden knapp anderthalb Stunden Sasha (Filip Avdeev) und Pete (Aleksandr Kuznetsov) durch kurze Szenen voller Tristesse.

Der Titel spielt auf eine Techno-Stilrichtung an, die auf den Partys wummert, auf das LSD, das sich die jungen Erwachsenen einwerfen, aber auch auf die Säure, die der Künstler Vasilisk für seine Performances nutzt, bei denen er die Symbole der untergegangenen Sowjetmacht zersetzt, die aber auch das Gesicht eines der zugedröhnten Protagonisten verunstaltet.

Als Depressionsstudie einer verunsicherten Generation bleibt „Kislota/Acid“ noch zu sehr Skizze und in Ansätzen stecken. Als erste Talentprobe des 26jährigen Regisseurs Alexander Gorchilin kann der Film noch nicht recht überzeugen.

Simon Hauck fasste auf kino-zeit.de treffend zusammen, dass wir statt eines echten Spannungsbogens „viel Gepose“ und „gedankenverlorene Blicke erleben.

Es bleibt abzuwarten, ob Gorchilin in die Fußstapfen seines Mentors Serebrennikow treten kann, der sich seit 2017 in einem undurchsichtigen Prozess verantworten muss und unter Hausarrest steht.

Bilder: © Studio SLON / Kislota

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