Die Bakchen – lasst uns tanzen

An der Choreographie „Die Backen – Lasst uns tanzen“ des belgischen Fabre-Schülers Wim Vandekeybus, die er mit seinem „Ultima Vez“-Ensemble und Schauspieler*innen fürs Cuivillèstheater erarbeitete, ist vor allem das Programmheft interessant. Dort wird sehr lesenswert beschrieben, warum der Dionysos-Kult, dem Christopher Rüping an den benachbarten Kammerspielen mit seinem fast zehnstündigen Marathon-Spektakel „Dionysos Stadt“ huldigte, im 6. Jahrhundert vor Christus in den staatlichen Festkalender Athens aufgenommen wurde. Das Ziel war, die bedrohlichen Exzesse und die Raserei dieser Kulthandlungen einzuhegen und die schrankenlose Freiheit zu bändigen.

In den 90 Minuten auf der Bühne findet Vandekeybus jedoch nicht die richtigen Mittel, davon zu erzählen: Der spröde Text, den Peter Verhelst frei nach der „Bakchen“-Tragödie des Euripides schuf, fügt sich nicht mit der Choreographie zusammen, die Vandekeybus entwickelte. Im Hintergrund arbeitet Vincent Glowinski an einem Livebild. Diese Regie-Idee haben wir zuletzt auch bei Sebastian Hartmann in ähnlich konturlosen Inszenierungen erlebt.

„Sprache und Körperlichkeit fallen zu sehr auseinander“, analysierte Anna Landefeld in ihrer Nachtkritik zur Premiere im März treffend. Die einzelnen Szenen und Bilder folgen zusammenhanglos nacheinander, es will sich kein Sog einstellen, schon gar kein dionysischer Rausch, sondern Gleichgültigkeit.

Dennoch hat der Abend eine Entdeckung zu bieten: Niklas Wetzel, der gerade seinen Abschluss an der Falckenberg-Schule machte, spielt die Hauptrolle des Dionysos. An diesem sehr fahrigen Abend zieht er immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich und entwickelt eine starke Präsenz.

Wir dürfen gespannt sein, wie er sich am Deutschen Theater Berlin entwickelt, wohin ihn Ulrich Khuon direkt von der Schauspielschule verpflichtete.

Bilder: Dany Willems

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