Kurze Interviews mit fiesen Männern

Fies sind die drei jungen Männer auf der Bühne vor allem zu einander: Silas Breiding, Jakob Immervoll und Jonathan Müller lassen keine Gelegenheit aus, sich in die Brustwarzen zu kneifen, in die Eier zu treten und sich mit pubertären Machtspielchen gegenseitig zu demütigen.

Das Männerbild, das Hausregisseur Abdullah Kenan Karaca und die drei Jungs auf der Kleinen Bühne des Münchner Volkstheaters vorführen, ist sehr eindimensional: wir erleben drei schwanzgesteuerte, pubertäre Typen, die sich mit homoerotischen Ritualen vergnügen, laszive Balztänze aufführen und Zoten reißen.

Zwischendurch erzählen sie sich von ihren Erfahrungen mit den Frauen, die für sie aber nur Mittel zum Zweck für kurzen Spaß sind. Viel lieber beschäftigen sie sich mit sich selbst, so dass bestimmt bald der nächste gezielte Tritt in die Eier gesetzt wird oder sie sich bei Turnübungen in die Geschlechtsteile greifen.

Zur Ruhe kommt das Trio, das knapp zwei Stunden lang über eine schmale Gitterfläche zwischen den Zuschauertribünen tigert, nur bei den drei längeren Monologen: Silas Breiding steigert sich bei seiner Masturbationsphantasie in eine aberwitzig-furiose physikalische Grübelei hinein, wie er die Zeit anhalten und die Naturgesetze des Universums außer Kraft setzen kann. Beklommenheit macht sich im Publikum breit, als Jakob Immervoll die letzte Erzählung aus dem „Kurze Interviews mit fiesen Männern“-Band aufgreift, der im Herbst 2002 einer der Hits der Saison war: Er sinniert darüber, wie sich eine Frau fühlen muss, die eine Gruppenvergewaltigung hinter sich hat. Auch seine beiden Mitspieler gehen spürbar auf Distanz, wenn er sich fragt, ob es nicht auch etwas Befreiendes habe, so ein furchtbares Erlebnis überstanden zu haben. Um Übergriffe geht es auch im Schluss-Monolog von Jonathan Müller, der seinen beiden Kumpels demonstriert, wie sich sein Vater plötzlich vor ihm aufbaute und seine Geschlechtsteile baumeln ließ.

Schnell kehrt der Spaß zurück: Die düsteren Themen werden mit dem nächsten Spruch und neuen homoerotischen Spielchen weggelacht, bevor das Trio als Zugabe zum letzten lasziven Tanz ansetzt und den ungewöhnlichen Theaterabend damit beendet.

Bilder: Gabriela Neeb

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