Dido und Aeneas

Mit einem Wow-Effekt startete Sasha Waltz ihre „Dido und Aeneas“-Inszenierung zu den barocken Klängen von Henry Purcell. Der erste Tänzer hechtet kopfüber in das überdimensionale Aquarium, das für den Prolog auf die Bühne gewuchtet wurde. Weitere Tänzer*innen folgen ihm und schlängeln sich elegant durchs Becken.

Dieser hochästhetische Beginn markiert eine Wegmarke in der Karriere von Sasha Waltz: nach dem Abschied von der Schaubühne zu den „Impromptus“-Klängen von Schubert wandte sie sich 2005 einem neuen Genre zu und betrat mit ihrer „choreographischen Oper“ Neuland. „Dido und Aeneas“ kam damals als Koproduktion des Grand Théâtre de Luxembourg und der Berliner Staatsoper Unter den Linden heraus.

Die 1 Stunde 45 Minuten, die diesem hervorragenden Auftakt folgen, können das hohe Niveau zwar nicht ganz halten. In den stärksten Gruppenszenen gegen Ende gelingen ihr schöne Wimmelbilder-Choreographien, bei denen sich die Tänzer*innen und Solist*innen so zwanglos mischen, als hätten sie noch nie etwas anderes gemacht, als hier gemeinsam aufzutreten.

Im Mittelteil wirkt die Choreographie, die nach dem 4. Gesang von Vergils „Aeneis“ gestaltet ist, jedoch oft etwas statisch und langatmig.

Erst in den Schluss-Szenen findet Sasha Waltz wieder überzeugende Bilder und lässt den düsteren Abend mit vier in der Stille flackernden Lichtern enden, die den Scheiterhaufen der Dido symbolisieren sollen.

Auch mehr als 14 Jahre nach der Premiere zählt „Dido und Aeneas“ zu den sehenswerteren Arbeiten aus dem Repertoire und sorgte bei der zweiten Wiederaufnahme-Vorstellung mit umbesetztem Cast für eine bis in den 3. Rang ausverkaufte Staatsoper.

Bild 1: Sebastian Bolesch, Bild 2: Bernd Uhlig

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