Die Räuberinnen

Das Rezept von Leonie Böhm, seit kurzem Hausregisseurin in Zürich, ist recht einfach: Sie nimmt einen Klassiker aus dem Dramen-Kanon, greift sich ein zentrales Thema des Stücks heraus und erstellt eine Kurzfassung, für die sie Bruchstücke des Textes neu mixt, sampelt und mit Live-Musik unterlegt.

Bei Schillers Erstlingswerk „Die Räuber“ ist es naheliegend, dass sie sich auf die Themen Freiheit, Selbstverwirklichung und Ausbruch aus strengen Konventionen konzentriert. Zusammen mit ihren vier Spielerinnen Gro Swantje Kohlhof, Sophie Krauss, Eva Löbau und Julia Riedler sowie der Live-Musikerin Friederike Ernst entwickelte sie eine assoziative Performance. Der 80 Minuten kurze Abend kreist um das Spielen und Ausloten von Freiräumen. Bewusst verzichteten sie auf eine Rahmenhandlung, Schillers Figuren sind nicht mehr klar erkennbar, ihre Namen werden nur kurz angetippt, bleiben aber Schall und Rauch.

Die Substanz des „Räuberinnen“-Projekts ist jedoch so dünn, dass sich der Abend ziemlich in die Länge zieht. Er kommt nicht von der Stelle, sondern kreist ständig um dieselben Leerstellen und endet sehr albern: die Performerinnen ziehen sich aus und rutschen durch die Pfützen auf der Bühne. Selbstbefreiung wird zum Kindergeburtstag verzwergt.

Nach „Yung Faust“, das gut in die intimere Atmosphäre der Kammer 2 passte, durfte Leonie Böhm erstmals auf der großen Bühne der Münchner Kammerspiele inszenieren, konnte mit dieser leichtgewichtigen Arbeit jedoch nicht überzeugen.

Update: Die Inszenierung war für das Theatertreffen 2020 in der Diskussion, schaffte es jedoch nicht in die 10er-Auswahl.

Bilder: Judith Buss

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