Namo

Ein vielversprechendes Debüt versteckte die Berlinale in ihrer „Forum“-Nebenreihe, die in diesem Jahre erstmals von der langjährigen taz-Redakteurin Cristina Nord geleitet wird: Nader Saeivar erzählt davon, wie die Überwachungs-Mechanismen in einer kurdischen Kleinstadt im Norden des Iran erst eine ganze Nachbarschaft und dann die Familie des Helden zerrütten.

Woher kommt plötzlich dieses Auto, das schon seit drei Tagen vor dem Haus parkt? Die Nachbarn beginnen zu tuscheln. Das hat bestimmt mit dem Geschichtslehrer zu tun, der neu hierher versetzt wurde.

Schnell wird ein Krisenrat einberufen, der dem Neuankömmling gute Ratschläge gibt, wie er sich nun verhalten soll. Parallel geht es dem Vater immer schlecher: Zu seiner Demenz kommen weitere Gebrechen. Er soll vor dreißig Jahren schon im Widerstand gegen das Regime gewesen sein.

Die Vorwürfe gegen den Lehrer sind diffus. Ein Schüler, den er mit Spickzettel erwischt, droht ihm, dass es der einflussreiche Vater, von dessen Spenden der Direktor abhängt, dem Lehrer schon heimzahlen wird. Auch der Hausmeister raunt ihm zu, dass ohnehin jeder weiß, dass er ständig gegen das Rauchverbot an der Schule verstößt, da der Gestank in seinen Kleidern hängt.

Die Ereignisse spitzen sich zu: Frau und Tochter verlassen den Lehrer. Der Vater liegt im Sterben. In einem kitschig-surrealen Schlussbild trägt er ihn huckepack ins neblige Nirgendwo.

An diesem Erstlingswerk von Nader Saeivar ist sicher noch nicht alles gelungen, aber es fällt auf, mit welcher genauen Beachtungsgabe und mit wie viel Mut er aus dem iranischen Alltag erzählt und dabei auch Tabuthemen wie die Sanktionen und die Armut sehr offensiv anspricht. Hier macht sich auch bemerkbar, dass Jafar Panahi, einer der bekanntesten iranischen Regisseure und Bären-Gewinner von 2015, am Drehbuch von „Namo/The Alien“ mitgearbeitet hat.

Bild: Hauptdarsteller Bakhtiyar Panjeei, © Saber gazi

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