The Vacuum Cleaner

Diese verschrobenen Figuren mit ihren fahrigen, schlenkernden Bewegungen, die weder in ihren Körpern, noch in der Welt zuhause sind, sind uns mittlerweile vertraut. Sie bevölkern auch die vierte Arbeit des japanischen Regisseurs Toshiki Okada an den Münchner Kammerspielen.

Diesmal befasst er sich mit dem Phänomen der „Hikikomori“: vor etwas mehr als 20 Jahren prägten Soziologen diesen Begriff für – häufig sehr junge – Japaner, die „social distancing“ schon weit vor der Corona-Pandemie und aus tiefer Überzeugung praktiziert haben.

Durch das mehrstöckige Bühnenbild stakst ein Familie mit traurigen Augen, die sich hierher verkrochen haben und mit den fröhlich und entspannt vor sich hin konsumierenden Familien aus Werbe-Spots und Hochglanz-Anzeigen gar nichts zu tun haben. Sie werden von ihrem Staubsauger (Julia Windischbauer) beobachtet und kommentiert.

Recht zäh schleppen sich die langen Monologe dahin, in denen sie über ihre Verlorenheit in der Welt, Kaffee aus Guatemala, Parks in Sao Paulo und viele andere Skurrilitäten sinnieren.

Thomas Hauser

Leider fehlen „The Vacuum Cleaner“ der Charme und der Witz der storchenbeinigen Karaoke-Sänger aus Okadas Vorgänger-Inszenierung „No Sex“, mit der er 2019 auf den Radar der Theatertreffen-Jury kam. Die Einladung, die er für seine damalige Arbeit verdient gehabt hätte, erhielt nun ein Jahr später seine schwächere Nachfolge-Arbeit.

Wegen der Corona-Pandemie kann „The Vacuum Cleaner“ im Mai nicht in Berlin gastieren. Ob und wann das Theatertreffen nachgeholt wird, ist ungewiss. Deshalb bleibt vorerst nur der Blick auf das Streaming-Angebot der Münchner Kammerspiele, die sogenannte Kammer 4, wo „The Vacuum Cleaner“ noch bis heute Abend zu sehen ist.

Bilder: Julian Baumann

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