Dantons Tod

Einen gewaltigen Koloss hat Florian Lösche in das Zentrum der Bühne gewuchtet: Als „Mischung aus Klettergerüst, Todesstern und Firmenlogo“ hat Falk Schreiber in seiner Nachtkritik vom April 2020 dieses Ungetüm beschrieben.

Diese Inszenierung von Hausregisseurin Jette Steckel ist nicht mehr im Repertoire des Thalia Theaters in Hamburg, im Corona-Online-Ersatzspielplan wurde ein Mitschnitt der Generalprobe (inklusive charmant überspielter Panne bei einem Auftritt von Karin Neuhäuser) gezeigt. Leider werden bei diesem Mitschnitt, der nur für interne Zwecke gedacht war, die Grenzen des Theater-Streamings deutlich.

Was oft glänzend gelingt, vor allem wenn professionelle TV-Regie wie bei Jette Steckels „Romeo und Julia“ zum Einsatz kommt, klappt diesmal nicht. Von der Wucht des Bühnenbild-Ungetüms und des Rock-Konzerts kann die Aufzeichnung wenig einfangen. Am besten gelingt dies in zwei Momenten: beim Schlagzeug-Duell von Robespierre (Daniel Lommatzsch) und Danton (Jörg Pohl) und im 4. Akt, als Danton und seine Anhänger zum Tod verurteilt werden und an dem Koloss langsam in die Höhe gezogen werden.

Der wütende Appell von UN-Sonderberichterstatter Jean Ziegler gegen den Hunger in der Welt, den Jette Steckel als Fremdtext einbaut und Camille (ihr Lieblingsschauspieler Mirco Kreibich) sprechen lässt, fügt sich gut in Georg Büchners Revolutions- und Ideendrama ein.

Die Idee, diesen fordernden Text zum Rockkonzert umzufunktionieren, hatte auch Peter Kleinert mit seinem Ernst Busch-Studiengang. Ihr „Dantons Tod“ im Studio der Schaubühne wurde zum ersten großen Auftritt von Jonas Dassler.

Bilder: Armin Smailovic

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