Zerbombt

Schonungslos, brutal und drastisch ist dieses knapp zweistündige Kammerspiel aus einem Hotelzimmer in einer von Soldaten und Killern beherrschten Stadt. Die Schaubühne holte eine Inszenierung ihres Intendanten Thomas Ostermeier aus dem Archiv: „Zerbombt“, das erste Stück der britischen Dramatikerin Sarah Kane.

Sehenswert ist dieser Abend vor allem wegen seiner Star-Besetzung: Katharina Schüttler als linkisch-naive Cate, der zu früh verstorbene Ulrich Mühe als kettenrauchender, rassistischer, homophober Kotzbrocken Ian und Thomas Thieme als namenlose, gefühlskalte Tötungsmaschine, die einfach nur „Der Soldat“ genannt werden.

Jan Pappelbaum stattete die Bühne als Hotelzimmer aus, in dem sich ein Paar trifft. Ulrich Mühe verkörpert einen Prototypen toxischer Männlichkeit, der seine körperliche Überlegenheit und die Unsicherheit seines Opfers ausnützt, in der zweiten Hälfte aber selbst das Opfer brutalster Misshandlungen, Vergewaltigungen und Verstümmelungen wird.

Bereits in diesem Erstlingswerk von Sarah Kane, die sich mit 28 Jahren das Leben nehmen, sind die charakteristischen Erzählweisen und Themen des „In-Yer-Face-Theaters“, mit dem Mark Ravenhill und sie in den 1990er Jahren für Furore sorgten. Hyperrealistisch zeigt sie die Brutalität einer völlig verkommenen Welt, in der Menschen sich gegenseitig die schlimmsten Grausamkeiten antun.

Für Thomas Ostermeier war diese Inszenierung bereits die zweite Auseinandersetzung mit „Zerbombt“: bereits 1999 führte er bei der deutschen Erstaufführung Regie, damals noch in der Baracke des Deutschen Theaters Berlin. Neben „Zerbombt“ hatte die Schaubühne in den 2000er Jahren auch alle anderen vier Stücke von Sarah Kane in ihrem Repertoire.

Bild: Gianmarco Bresadola

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