Mit einer kleinen Variation auf das bürgerliche Trauerspiel „Kabale und Liebe“ beenden Hausregisseur Antú Romero Nunes und das Thalia Theater ihr Online-Triptychon „Ode an die Freiheit“.
Luise Miller (Lisa Hagmeister) sitzt mit ihren Eltern (Jörg Pohl und Cathérine Seifert) am Frühstückstisch und diskutiert über ihre Liebe zu Ferdinand, die bekanntlich an den Standesschranken scheitert. Das Trio spielt durch, wie sie reagieren würden, wenn plötzlich Ferdinands Vater, der Präsident von Walter, in ihrer Wohnungstür stehen würde. Die Tochter steigert sich mit leuchtenden Augen in Liebesphantasien hinein, wie sich ihr Ferdinand schützend vor sie stellen würde. Die ängstlichen Eltern sehen sich dagegen schon mit einem Bein im Gefängnis.
Bemerkenswert ist, wie dieser verbale Schlagabtausch auf engstem Raum umgesetzt ist. In Zeiten von Corona bot die Schnitt-Technik von Martin Prinoth die Lösung: die drei Spieler*innen sitzen vermeintlich gemeinsam am Tisch und reden sich gestikulierend in Rage, tatsächlich begegneten sie sich bei den Dreharbeiten nicht.
Das Ende dieser Bearbeitung „frei nach Schiller“ folgt nicht dem klassischen Plot: Die vergiftete Limonade spielt zwar auch in dieser Miniatur eine wichtige Rolle, aber Luise Miller wehrt sich gegen die Opferrolle und findet einen anderen Ausweg.
Die Theater bereiten sich langsam wieder auf die Öffnung vor. Dann kann das Publikum hoffentlich auch die Bühnen-Fassung des Schiller-Triptychons erleben: die Premiere war für 28. März geplant, aus dem Proben-Material gestaltete das Thalia Theater diese drei kurzen Filmbeiträge für die Webseite.
Vorschaubild: Martin Prinoth