Play Strindberg

Mit geballter Prominenz startet das Deutsche Theater Berlin in die zweite Premiere der Spielzeit: Sophie Rois als Alice und Ulrich Matthes als Edgar treten zu einem verbalen Boxkampf über zehn Runden voller Boshaftigkeiten, Leberhaken und Tiefschlägen an. Manuel Harder verkörpert den Vetter Kurt, der als Quarantänemeister auf die Insel kommt und die ritualisierte Ehehölle aufmischt, in der sich die ehemalige Schauspielerin und der abgehalfterte Militärschriftsteller seit 25 Jahren eingerichtet haben.

In diametralem Gegensatz zum Glamour der berühmten Namen steht die minimalistische Form dieses knapp 80minütigen Abends: streng auf Abstand sitzen die drei Ensemble-Mitglieder des Deutschen Theater Berlins an spartanischen Tischen und tragen den Text als szenische Lesung vor. Nur der Plüsch-Vorhang und die historisierenden Kostüme im Stil des 19. Jahrhunderts setzen einen Kontrapunkt zur Corona-bedingten Kargheit des Abends.

Friedrich Dürrenmatt schrieb „Play Strindberg“ als kleine, böse Fingerübung und Übermalung des Strindberg-Klassikers „Totentanz“ im Jahr 1969. Seitdem wird diese Ehehöllen-Komödie nur selten gespielt und steht im Schatten bekannterer Vorbilder wie „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, da Dürrenmatt mehr mit dem Holzhammer als mit dem Florett operierte.

Aber der schnelle Schlagabtausch der Bühnenstars hat seinen Reiz: „Play Strindberg“ ist ein vergnüglicher, kleiner Abend und eine sichere Bank im Corona-Repertoire. Die Alice der Sophie Rois faucht und kreischt, versetzt ihrem Partner spöttische Hiebe und wünscht ihm die Pest und den Tod an den Hals, wenn der Edgar des Ulrich Matthes nach einer exzentrischen Tanzeinlage oder einem Mansplaining-Solo über die Geschichte der Kriegskunst wieder einmal in Ohnmacht fällt. Sie hauen sich ihr Versagen um die Ohren und demütigen sich bei jeder Gelegenheit.

Auffällig ist aber, wie verqualmt die Berliner Bühnen in die Spielzeit starten, auch hier gibt es eine lange Szene, in der Ulrich Matthes genussvoll an der Zigarre zieht.

Bild: Arno Declair

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