Die Jura-Professorin Maria (Chiara Mastroianni) hat ein Faible für attraktive, junge Männer und betrügt ihren Mann Richard (Benjamin Biolay) regelmäßig mit ihren Studenten. Als sie eines Abends erwischt wird, setzt er sie vor die Tür und sie schaut von gegenüber, vom Zimmer 212 des Hotels Montparnasse, auf ihr bisheriges Leben und ihre Ehekrise.
Beschwingt und leichtfüßig erzählt Christophe Honoré (Regie und Drehbuch) diese Geschichte eines Paares, das sich nach 20 Jahren auseinandergelebt und die Lust auf ihre alternden Körper verloren hat. Sie grübeln darüber nach, an welchen Stellen sie eine falsche Abzweigung genommen haben.
Der Clou des Films ist, dass in dieser „magischen Nacht“ (so der deutsche Untertitel des Films) plötzlich die Figuren aus der Vergangenheit ganz leibhaftig erscheinen und sich munter in die Debatten einmischen. In Marias Hotelzimmer wird es ziemlich voll, als zunächst die jugendlich-knackige Version ihres Richard (Vincent Lacoste) darüber lamentiert, warum sie ihn nicht mehr begehrt, dann seine frühere Klavierlehrerin auftaucht, mit der er eine Affäre hatte (Camille Cottin), auch noch Marias Mutter einen krakeelenden Kurzauftritt hat und schließlich die gesamte Armada ihrer Kurzzeit-Lover hereinschneit, so dass selbst Marias innere Stimme (Chanson-Legende Charles Aznavour) den Überblick zu verlieren droht.
„Zimmer 212“ ist eine sympathische Komödie, die aus dem recht abgedroschenen Sujet der Beziehungskrise einige Funken schlägt und mit amüsanten Verwicklungen unterhält. Mit diesem Film knüpfte Honoré nach seinem letzten Film, dem elegischen, sehr zurückgenommenen AIDS-Drama „Sorry Angel“, wieder an leichtfüßig-lebensfrohe Komödien wie „Chansons d´Amour“ (2008) an.
Als der Film 2019 in der Reihe „Un certain regard“ in Cannes Premiere hatte, wurde Chiara Mastroianni als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. In Deutschland war erstmals im Herbst 2019 beim Filmfest Hamburg zu sehen und läuft in dieser Woche online bei der Französischen Filmwoche.
Bilder: Jean Louis Fernandez