König Ubu # Am Königsweg

In Rekordzeit haute Elfriede Jelinek in die Tasten: schon 9 Monate nach der Amtseinführung von Donald Trump konnte das Schauspielhaus Hamburg ihren Text „Am Königsweg“ im Herbs 2017 zur Uraufführung bringen. Nur drei Wochen später hatte in Mülheim an der Ruhr schon die nächste „Am Königsweg“-Inszenierung Premiere, allerdings als Mash-up mit der Groteske „König Ubu“ von Alfred Jarry verschnitt.

Die Herangehensweise von Falk Richter in Hamburg und Philipp Preuß unterscheidet sich deutlich: in der Hamburger Uraufführung war ein hochtouriger Spaß zu erleben, der sich auf die popkulturellen Referenzen stürzte und dem Schnellfeuer-Staccato ihrer Kalauer folgte. Demgegenüber schaltet die Mülheimer Version einige Gänge zurück. Der Text wird wesentlich langsamer, manchmal regelrecht feierlich vorgetragen. Der Soundtrack besteht passend dazu aus Barockmusik von Georg Friedrich Händel und Evergreens von Frank Sinatra. Als Seherin Kassandra/Präsidentengattin Melania-Figur schreitet Simone Thoma zwischen den vier männlichen Kollegen und all dem Gold-Lametta auf der Bühne von Ramallah Aubrecht hin und her.

Die nötige Würze erhält der Jelinek-Text hier durch kurze Einsprengsel aus dem mehr als ein Jahrhundert älteren Jarry-Text, der Mutter aller Grotesken über Populisten und Despoten. Erstaunlich gut fügen sich die Jarry-Szenen in den Jelinek-Text: Thomas Schweiberer bekommt einen roten Schmollmund auf den nackten Bauch gemalt, aus dem die Wutausbrüche und vulgären Tiraden des „Pere Ubu“ hervorquillen.

Mehr als drei Jahre nach der Premiere und kurz nach der sehnsuchtsvoll erwarteten Abwahl von Donald Trump war die Inszenierung „König Ubu # Am Königsweg“ nun auch überregional zu erleben. Schade ist, dass die technische Qualität des Streams hinter den Maßstäben zurückbleibt, die andere Theater setzen konnten, die das Glück haben, über wesentlich mehr finanzielle Ressourcen als das Theater an der Ruhr zu verfügen. So bietet diese Inszenierung nur einen vagen Eindruck, wie das Original auf der Bühne gewirkt haben mag.

Bilder: J. Schmitz

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