Die Recherche-Show

Einen denkbar ungünstigen Termin erwischte Kay Voges für den Start seiner Intendanz am Volkstheater Wien. Das frisch renovierte Haus sollte im Januar eröffnet werden, aber die Theater sind weiter im Lockdown, – selbst in Österreich, das in den vergangenen Monaten einige merkwürdige Sonderwege ging, die in der Kuriosität gipfelten, dass die Bundesregierung in Wien eine Reisewarnung für das Land Tirol erließ.

Statt der geplanten Tour durch die Außenbezirke konnte „Die Recherche-Show“ nur als Live-Stream via Zoom stattfinden. Ed. Hauswirth, künstlerischer Leiter der Grazer Off-Bühne Theater im Bahnhof, war bei Voges schon während dessen Dortmunder Intendanz mehrfach zu Gast und produzierte eine satirisch-anekdotische Auseinandersetzung mit Österreichs reichstem Mann, dem Multimilliardär Dietrich Mateschitz.

Der Selfmade-Man, der mit Energydrink-Dosen ein Vermögen machte, ist in Deutschland vor allem als Mäzen des Leipziger Clubs bekannt, dem es am ehesten gelingt, dem FC Bayern sportlich Paroli zu bieten. Auf der Grundlage von Recherchen des investigativen Magazins „Dossier“ führt Pia Hierzegger als Moderatorin auf ihrer roten Couch durch eine TV-Show: Einspieler, Expertengespräche, Small-Talk und Anekdoten reihen sich aneinander und parodieren die Infotainment-Angebote.

Der 75 Minuten kurze Streifzug durch das Imperium von Dietrich Mateschitz führt von seinen Steueroasen in Panama zu seinem Geburtsort, von der Entstehungsgeschichte des Getränks zur Intransparenz, mit der der Konzern Presseanfragen abblockt. Viel Neues oder Aufregendes wird nicht präsentiert, stattdessen charmant und stets leicht ironisch geplaudert.

Julia Franz Richter in „Die Recherche-Show“

Am interessantesten wird es kurz vor Schluss, als sich die „Recherche-Show“ mit Servus-TV, dem hauseigenen Sender des Red Bull-Imperiums, befasst, in dem anscheinend auch Corona-Querdenker ein wärmendes Plätzchen bekommen. Moderatorin Hierzegger konfrontiert Julia Franz Richter, die nach Ensemble-Stationen am Münchner Volkstheater und am Schauspiel Graz zur neuen Spielzeit nach Wien wechselte, mit einer „Jugendsünde“: sie spielte in einer Pferde-Soap, die Servus-TV produzierte, die Hauptrolle, und ist peinlich berührt, als sie darauf angesprochen wird, kontert aber lässig damit, dass sie im Gegensatz zu Hierzegger, keinen Freund wie Josef Hader habe, der ihr Rollen in seinen Film-Komödien anbiete. Dieser Schlagabtausch ist einer der wenigen witzigen Momente in einer ansonsten recht müden Show.

Bilder: Nikolaus Ostermann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert