Mehr als ein Jahrzehnt lag das Drehbuch zu „The Trial of the Chicago 7“ in der Schublade. Bereits 2007 sollte Steven Spielberg dieses Justizdrama verfilmen. Nun holte es Drehbuchautor wieder hervor und führte auch selbst Regie.
Heraus kam ein sehr konventionell erzähltes, zeitlos wirkendes Gerichtsdrama, das den jahrezehntelang erprobten Regeln des Genres folgt und auf den Akten eines realen Prozesses basiert: Nach ihrem Wahlsieg wollten US-Präsident Richard Nixon und sein Attorney General (Justizminister) John Mitchell ein Exempel statuieren. Der junge Staatsanwalt Richard Schultz (Joseph Gordon-Levitt) wurde angewiesen, im Herbst 1969 eine sehr heterogene Gruppe linker Aktivisten wegen Verschwörung anzuklagen. Im Sommer 1968 eskalierten die Proteste gegen den Vietnam-Krieg vor der Democratic Convention in Chicago, die Polizei ging mit Tränengas gegen die Demonstranten vor.
Vor Gericht treffen Welten aufeinander: der Black Panther-Anführer Bobby Seale (Yahya Abdul-Mateen II), der betont, dass er nur vier Stunden in Chicago war und die Mitangeklagten zum ersten Mal vor Gericht getroffen hat, der Student Tom Hayden (Eddie Redmayne), der auf den Marsch durch die Institutionen setzt, später mit Jane Fonda verheiratet war und lange für die Demokratische Partei im Abgeordnetenhaus Kaliforniens saß, und der Hippie Abbie Hoffman (Sacha Baron Cohen), der sich mit Sponti-Aktionen wie Fritz Teufel über das Gericht lustig macht, stehen dem rassistischen, bereits recht senilen Richter Julius Hoffman (Frank Langella) gegenüber, der sichtlich voreingenommen ist und ihnen kaum eine Chance auf ein faires Verfahren lässt.
In langen Dialog-Gefechten spult Sorkin seinen Hollywood-Plot routiniert ab: „The Trial of the Chicago 7“ ist solides Netflix-Kino, das etwas mehr als zwei Stunden lang unterhält, aber keine tieferen Eindrücke hinterlässt. Bei der Golden Globe-Verleihung 2021 ging „The Trial of the Chicago 7“ mit fünf Nominierungen als einer der Favoriten ins Rennen, gewann jedoch nur die Trophäe für das beste Drehbuch von Aaron Sorkin. Ins Oscar-Rennen geht das Bürgerrechte-Drama sogar mit sechs Nominierungen.
Bild: Nico Tavernise