Prinzessinnendramen

Kurz nach der Jahrtausendwende veröffentliche Elfriede Jelinek unter dem Titel „Prinzessinnendramen“ einige Miniaturen, in denen sie Märchenfiguren umdeutet. Schneewittchen, Dornröschen und Rosamunde, der Unbekanntesten in diesem Trio, werden in Jelineks Interpretation Opfer patriarchaler Gewalt.

Regisseurin Charlotte Sprenger nahm diese nur selten gespielten Texte der Literaturnobelpreisträgerin und lässt sie von drei Männern in einem plüschig-pinken Bühnenbild (Aleksandra Pavlovcic) sprechen. Klischees weiblicher Rollenbilder mit Fistelstimmen, auf hochhakigen Schuhen, im Kleidchen oder in Unterwäsche (Kostüme: .

Als Dornröschen hat Christian Czeremnych einen wunderbaren Drag-Queen-Auftritt. Er flirtet lasziv mit der Kamera, bevor in der letzten Miniatur die Stimmung komplett umschlägt. Tränen ließen Wimperntusche und Lidschatten auf Sören Wunderlichs Gesicht zerfließen, als Rosamunde ist er am Boden zerstört.

Zurecht wies Gabi Hift in ihrer Nachtkritik darauf hin, dass das szenische Triptychon nicht stringent wirkt und auch nicht ganz klar wird, was die Regisseurin, die kurz vor dem Lockdown auch erstmals in der Box des Deutschen Theaters Berlin inszenierte, an den feministischen Monologen reizt. Mit der Video-Kamera von Lars Figge und schnellen Schnitten ist ihre „Prinzessinendramen“ näher am Film als am Theater: drei unterhaltsame Miniaturen, assoziative Schlaglichter.

Noch bis Sonntag Abend sind die Prinzessinnendramen beim Theater Bonn abrufbar.

Bilder: Lars Figge

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