Von der feministischen Selbstermächtigung der Comic-Figur Olivia Öl handelt das jüngste Stück „Liebe. Eine argumentative Übung“ der israelischen Autorin Sivan Ben Yishai. Sehr umstritten war die Uraufführung des Textes an den Münchner Kammerspielen im Oktober 2020, da der Text bei Heike Goetzes Inszenierung in der Solo-Performance von Johanna Eiworth sehr in den Hintergrund geriet.
Ganz anders legte Zita Gustav Wende die Aufführung am Schauspielhaus Bochum an: die Konzentration liegt ganz auf dem Text, der über weite Strecken als Off-Kommentar gesprochen wird. Szenisch bleibt der Monolog karg: Jele Brückner geistert durch das Treppenhaus und die von Anna Viebrock eingerichtete Spielstätte „Neue Welthütte“, die mit dieser Premiere am Wochenende eröffnet wurde. Einige Passagen darf auch sie sprechen, während der Off-Kommentar schweigt, ansonsten ist es ihre Aufgabe, den Text mit kleinen spielerischen Einlagen und Andeutungen zu untermalen.
Der Text hat interessante Facetten, schwankt zwischen dem Lamento über das Eingesperrtsein in klassische weibliche Geschlechter-Stereotype und dem Seufzen über die toxische Männlichkeit des Macho-Typen Popeye. Im Lauf der knappen Stunde wird der Text expliziter, steigert sich die Sprecherin in Phantasien weiblicher Lust hinein, die ihr Mann ihr bisher verweigert und endet dann recht platt in einem feministischen Porno-Traum, in dem sie als „Tigerin“ eine große Karriere in einschlägigen Videos macht. Brückner hat das Theater zu dem Zeitpunkt bereits verlassen, schwer bepackt mit Müllsäcken zieht sie davon, während die letzten Textpassagen eingesprochen werden.
Szenisch bleibt dieser Stream karg, als Hörspielversion mit sparsamer Untermalung flimmert die Aufführung über die Bildschirme.
Bilder: Birgit Hupfeld