Bad Luck Banging or Loony Porn

Radu Jude mauserte sich in den vergangenen Jahren zu einem Stammgast der Berlinale: Meist liefen seine Filme wie „Uppercase Print“ (2020)n nur im Forum abseits der großen Aufmerksamkeit. Aber im starken 2015er Wettbewerbs-Jahrgang war er bereits mit „Aferim!“ vertreten und gewann den Silbernen Bären für die Beste Regie.

Im Ausnahme-Jahr 2021, bei dem die Berlinale zweigeteilt als Stream für Fachpublikum im März und als Sommer-Event im Juni ausgetragen wurde, verlieh die Jury dem rumänischen Regisseur sogar den Goldenen Bären für „Bad Luck Banging or Loony Porn“. Der Film ist eine schrille Farce mit grotesken Camp-Finale über eine Lehrerin, die sich für ihren im Netz gelandeten Amateur-Porno auf einer Elternversammlung rechtfertigen muss. Vom ellenlange Webtexte zitierenden Mansplainer über den zotenreißenden Pausenclown bis zum mit rassistischen Stereotypen um sich werfenden Reaktionär ist ein breites gesellschaftliches Spektrum auf diesem Tribunal vertreten.

Radu Judes Film hat sicher seine witzigen Momente, tritt aber zu oft auf der Stelle, vor allem der Mittelteil, in dem er Lexika-Einträge parodiert, kommt zu oft nicht über Flachwitz-Niveau hinaus. Als rasanter, gut geschnittener 45- oder 60-Minüter hätte „Bad luck…“ viel Potenzial, das Jude in den 106 oft zähen Minuten verschenkt. In einem schwachen Wettbewerbs-Jahrgang zählte „Bad Luck…“ zu den weniger ärgerlichen Beiträgen, so dass die Jury-Entscheidung vertretbar ist.

Katia Pascariu als Lehrerin Emilia Cilibiou mit verrutschter Kinnmaske

An diesem Goldene Bären-Gewinner ist manches bemerkenswert. Dazu zählt auch, dass die Pandemie und die Alltagsmasken in diesem Film, der im Herbst 2020 in Bukarest gedreht wurde, ganz selbstverständlich auftauchen. Die falsch sitzenden Masken (als Kinnschutz oder mit herauslugenden Nasenpimmeln), auf die sich die Figuren aufmerksam machen, sind ein Running-Gag des Films.

Mit dem Rückenwind des Berlinale-Hauptpreises bringt der Neue Visionen Filmverleih Radu Judes „Bad Luck Banging or Loony Porn“ am 8. Juli 2021 in die deutschen Kinos.

Bilder: Neue Visionen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert