Bildstarkes Festival-Theater bot Burgtheater-Intendant Martin Kušej im Sommer auf der Perner-Insel in Hallein: Bibiana Beglau und Birgit Minichmayr, die beiden Rivalinnen um den Königsthron, tigern durch ein toxisches Labyrinth von dreißig nackten Männerkörpern. Die Phalanx aus alten und jungen, muskulös-trainierten und schlaff-adipösen Körpern droht sie oft zu verschlucken und engt die Bewegungs- und Handlungsspielräume der beiden Diven stark ein.
Friedrich Roms Lichtdesign und häufige Schwarzblenden sorgen für die dräuende Atmosphäre in dieser Königinnen-Tragödie. Auf der ansonsten kahlen Bühne von Annette Murschetz ist der bedrohliche Aufmarsch der Männerkörper, den Daniela Mühlbauer choreographiert hat, die zentrale Inszenierungs-Idee, die während der der knapp dreistündigen Inszenierung immer wieder leicht variiert wird und über die komplette Länge trägt.
Erstaunlich viel Original-Ton Schiller bekommt das Publikum in dieser Strichfassungs-Inszenierung zu Gehör. Dennoch wirkt der Klassiker erstaunlich frisch, das Regie-Konzept geht auf: die beiden Ensemble-Stars Beglau und Minichmayr haben das Format, sich in diesem erdrückend wirkenden Setting zu behaupten und Akzente zu setzen.
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Für die Ränkespiele und Intrigen der männlichen Hofschranzen, die versuchen, den Konflikt zwischen Elisabeth und Maria für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, ist der Irrgarten der Männerkörper die ideale Bühne: genügend Raum, sich zu verstecken, zu tuscheln und Briefe weiterzureichen.
Mit der Festival-Co-Produktion „Maria Stuart“ eröffnete Kušej im September auch die neue Spielzeit am Burgtheater.
Bilder: Matthias Horn