In seinen besten Momenten gelingen dem thailändischen Regisseur Apichatpong Weerasethakul eindringliche Werke von suggestiver Kraft. Ein Highlight der ebenso kurzen wie glücklosen Volksbühnen-Intendanz von Chris Dercon war im Herbst 2017 das Gastspiel der auf internationalen Festivals gefeierten Produktion „Fever Room“ an einer spannenden Schnittstelle zwischen Performance, Installation und visuellem Rausch.

Um Trance-Zustände und den schmalen Grat zwischen Wach-Zustand und Traum ging es Weerasethakul zuvor auch in „Cemetry of Splendour“, das 2015 in der Cannes-Reihe „Un certain regard“ Premiere hatte und anschließend bei „Around the World in 14 films“ eingeladen war.

Nach längerer Pause lief nun Weerasethakuls neuer Film „Memoria“ erneut auf beiden Festivals: in Cannes prominent platziert im Wettbewerb und mit dem Preis der Jury prämiert, den er sich mit „Ahed´s Knee“ von Nadav Lapid teilte, und beim 14films-Festival außerhalb der cineastischen Weltreise als Hommage an den Regisseur.

Im Zentrum des knapp zweistündigen Films steht Tilda Swinton. Sie spielt in sehr ruhigen, aber eher behäbigen als tranceartigen Einstellungen eine hypernervöse Frau auf ihrer Odyssee durch Bogota. Sie wird von Erinnerungen und einem wiederkehrenden Knallgeräusch gequält, spricht mit Akustikern, Ärztinnen und Freundinnen über ihre Erfahrungen und ihr Leben.

Über weite Strecken schleppt sich der Film auf den Fersen seines Stars dahin, zelebriert das Slow Cinema und verschanzt sich in seiner Nische des Weltkinos. Je länger der Film dauert, desto mehr driftet er ins Esoterische ab. Wie Sebastian Seidler auf Kino-Zeit.de feststellte, ist die Grenze zum Kitsch spätestens überschritten, als sich der Film in einer spiritistischen Sitzung verliert und ein CGI-Raumschiff abhebt. An dieser Geister- und Vergangenheitsbeschwörung scheiden sich die Geister. Als ZDF/arte-Koproduktion hat „Memoria“ aber einen sicheren Platz im Nachtprogramm des Kultursenders.

Bild: ©Kick the Machine Films, Burning, Anna Sanders Films, Match Factory Productions, ZDF-Arte and Piano, 2021

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