Sym-phonie MMXX

Vor zwei Jahren sollte die „SYM-PHONIE MMXX“ bereits in der Staatsoper Unter den Linden uraufgeführt werden: Georg Friedrich Haas schuf als Auftragswerk eine flirrende, unruhig pulsierende Musik, zu der Sasha Waltz eine Choreographie entwickelte.

Damals fiel die Premiere dem Frühjahrs-Lockdown 2020 zum Opfer. Nun, fast auf den Tag zwei Jahre nach dem geplanten Termin, konnte die Uraufführung endlich stattfinden. Das Stück passt erstaunlich gut in die Zeit: düstere 100 Minuten erleben wir, unsichere, aufgewühlte Seelen, von David Finn in fahles Licht mit einigen Schwarzblenden getaucht.

Diese „SYM-PHONIE MMXX“ macht während des Abends zwar kaum eine spürbare Entwicklung durch und ist etwas zu lang und redundant. In seiner Aufgewühltheit und Düsternis ist der Abend jedoch ein stimmiger Spiegel zur Weltlage zwischen Corona-Rekordinzidenzen und Flüchtlingsströmen, die von Putins Angriff auf die Ukraine ausgelöst wurden, und zu einer kulturellen Landschaft, in der selbst das Popcorn-Blockbuster-Kino mit „The Batman“ in melancholischer Schwärze versinkt.

Auch die Musik verstummt in dieser Choreographie mehrfach. Dann ist das Ensemble völlig auf sich zurückgeworfen. Aufgereiht zu einer Phalanx imitieren die Tänzerinnen und Tänzer in völliger Stille Gesten des politischen Aufstands wie Steinewerfen oder Posen von Gewalt.

Während der zwei Jahre hat sich auch sonst einiges verändert: Sasha Waltz ist nicht mehr Co-Intendantin des Staatsballetts Berlin, die Coproduktion tanzen ausschließlich Akteur*innen ihrer Compagnie Sasha Waltz & Guests. Es finden auch nur noch zwei Vorstellungen am kommenden Freitag und Samstag in der Staatsoper Unter den Linden statt.

Bild: Bernd Uhlig

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