Alcarràs – Die letzte Ernte

In ihrem zweiten Spielfilm hat Carla Simón ein wichtiges Anliegen: sie zeigt die Nöte katalanischer Bauern, die ohnehin schon unter dem Preisdumping leiden und ihre Pfirsichfarm zu verlieren drohen. Puyol junior möchte Solar-Panele errichten statt auf traditionelle Landwirtschaft zu errichten und bietet der Familie Solés an, künftig als Techniker für ihn zu arbeiten.

Der Großvater (Josep Abad) blättert verzweifelt in den Ordnern, ein gültiger Pacht-Vertrag für die Plantage findet sich nirgends. In den letzten Generationen wurde der Deal zwischen den beiden Familien immer nur per Handschlag besiegelt.

Ausschließlich mit Laien hat Simón den Film besetzt, der im letzten Sommer spielt, bevor die Bagger anrichten. Die Großfamilie schwankt zwischen trotzigem Festhalten am Bewährten und schneller Anpassung an die neuen Industriezweige.

Der entscheidende Makel von Simóns Film, dass ihr Drehbuch deutliche dramaturgische Schwächen hat. Ohne klare Konturierung der Figuren plätschert der Film dahin, das Interesse schmilzt trotz aller Sympathie für die politischen Anliegen der Regisseurin dahin wie Eis in der Sommersonne. Der Grundkonflikt ist schnell klar, in den folgenden zwei Stunden gibt es zu wenige schöne Szenen, die meist den unbefangen spielenden Kindern gehören, zu zäh tritt das Familienpanorama auf der Stelle.

Als Überraschungssieger gewann „Alcarràs“ im tristen Februar 2022 den Goldenen Bären der Berlinale, am 11. August startete der Film in den Kinos. Im Winter 2022 war „Alcarràs“ auch für den Euopäischen Filmpreis nominiert, konnte sich aber nicht gegen „Triangle of Sadness“ durchsetzen.

Bild: Lluís Tudela

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