Der Sturm

Jan Bosse haben sich bei ihrer Inszenierung des Shakespeare-Spätwerks, das mit Comedy und Mystery-Motiven spielt und sich einer klaren Gattungszuordnung verweigert, auf die komödiantischen, fat schon farcehaften Elemente konzentriert. Zwei Gimmicks haben sich der Regisseur und sein Team für ihre Version von „Der Sturm“ ausgedacht: Die altenglische Vorlage ließen sie von Jakob Nolte in dadaistischer Manier Wort für Wort übersetzen. Dieser Effekt wirkt zunächst ungewohnt und lässt den skurrilen Plot noch merkwürdiger und rätselhafter erscheinen. Doch dieser sprachliche Verfremdungseffekt trägt nicht über eine so lange Spieldauer von 2 Stunden 15 Minuten, da der Reiz des Ungewohnten bald verfliegt. Der zweite Gag ist ein Wald aus Hanfseilen, den Stéphane Laimé auf die sonst leere Bühne der Kammerspiele des Deutschen Theaters Berlin gebaut hat. Diese Seile laden zwar zu der ein oder anderen Slapstick-Nummer ein, bleiben aber über weite Strecken ungenutzt.

Jan Bosse hat bewiesen, dass er auch aus einem so flachen und dürftigen Text wie PeterLichts Molière-Überschreibung „Tartuffe oder Das Schwein der Weisen“ einen unterhaltsamen Sommertheater-Abend zaubern kann. Aber bei Jakob Noltes sperriger Vorlage will ihm dies nicht gelingen. Regisseur und Autor ernteten einige Buhs.

Das Ensemble kam nie richtig ins Spielen. Stargast Wolfram Koch, der nur hin und wieder in Berlin zu erleben ist, blieb als Prospero überraschend blass. Jeremy Mockridge im Glitzer-Höschen und Tamer Tahan mussten sich durch Knallchargen-Rollen hampeln.

Der Sturm von William Shakespeare in einer neuen Übersetzung von Jakob Nolte Regie: Jan Bosse Bühne: Stéphane Laimé Kostüme: Kathrin Plath Musik und Sounddesign: Carolina Bigge, Arno Kraehahn Licht: Marco Scherle Dramaturgie: David Heiligers Auf dem Bild: Jeremy Mockridge, Tamer Tahan © Bregenzer Festspiele / Karl Forster

Besser erging es ihren Kolleginnen: Linn Reuse, Julia Windischbauer und vor allem Lorena Handschin als Ariel durften den Abend mit einigen Gesangs-Soli (live begleitet von Carolina Bigge) auflockern. Das waren die Lichtblicke eines zähen Abends, der als sommerliche Koproduktion des DT mit den Bregenzer Festspielen konzipiert war. Aber Spielfreude und Unterhaltungswert des Abends blieben hinter den Erwartungen zurück, selten wurde bei einer Komödie so wenig gelacht.

Bilder: Bregenzer Festspiele / Karl Forster

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