The Mirror

Australische Compagnien haben ihren festen Platz im Programm des Chamäleon Theaters: neben den Stammgästen von „Circa“ ist auch „Gravity & Other Myths“ dem Berliner Publikum bereits vertraut. Im Sommer 2022 entwickelten sie für das Haus am Hackeschen Markt die Uraufführung von „The Mirror“, das um die Themen Schönheit, Selbstliebe und Narzissmus kreist.

Mit Vorhängen und Spiegeln verändert das Ensemble den Raum in fast jeder Szene. Dazwischen werden die meist sehr knappen Kostüme (Renate Henschke) in ähnlich hoher Frequenz gewechselt. Ein besonderes Gimmick dieser Show, die Zeigefreudigkeit, Selbstdarstellung und Voyeurismus thematisiert, ist, dass vorne an der Bühnenrampe während der gesamten Pause eine Leinwand angebracht ist, die uns das sehr entschleunigte Treiben hinter den Kulissen und in der Garderobe spiegelt.

Die Akrobatik-Einlagen sind auf gewohnt hohem Niveau. Der gesamte Abend wird außerdem von einem Soul- und Pop-Live-Musik-Medley zwischen schmachtenden und lasziveren Tönen untermalt. Hervorzuheben ist, dass wir es diesmal nicht mit den normschönen Körpern zu tun hatten, die sonst Pop-Musik, Werbung/Influencer-Markt und die Welt von Tanz (klassisch und zeitgenössisch), Varieté und Akrobatik prägen. Dieser Eindruck, den Nachtkritik-Redakteur Georg Kasch vor wenigen Tagen auf Twitter beschrieb, blieb auch mir von dieser Vorstellung in Erinnerung. Gerade angesichts der verhandelten Themen um Schönheit und Narzissmus ist das natürlich eine unerwartete Setzung.

„The Mirror“ läuft noch bis 30. Oktober 2022 im Chamäleon, anschließend wird mit „Out of Chaos“ eine ältere Show der australischen Gruppe wiederaufgenommen.

Bilder: Andy Philipson

 

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