Unspoken

Als „Doku-Oper“ bezeichnet die litauische Regisseurin Kamilė Gudmonaitė ihre erste Inszenierung in Berlin. Eine falsche Fährte: denn gesungen wird in dieser Produktion nur selten. Was an diesem Titel richtig ist: der dokumentarische Blick der Teenager*innen vom Jungen DT auf ihre Eltern und große, melodramatische Gefühle.

In den Interviews, die die Spieler*innen mit ihren Eltern per Zoom führten, stockt oft die Stimme, gibt es auf beiden Seiten mehrfach Momente, in denen die Protagonist*innen die Tränen kaum zurückhalten können. Die Fragen sparen nichts aus, sondern stürzen sich auf intimste Themen wie Sex und Tod.

Ein Vater fehlte. Im Lauf der 85 Minuten drängte sich die Frage auf, ob er vielleicht im Lauf der Proben abgesprungen ist. Nachvollziehbar wäre es, denn es ist sicher jedermanns Sache, öffentlich über derart Privates zu sprechen. Kurz vor Schluss setzt sich Lenius Jung jedoch ganz alleine an den großen Tisch, um den zuvor das gesamte Ensemble gruppiert war und die Spleens und Ticks der Erwachsenen auf der Leinwand ironisch imitierte. Er erzählt von einem schönen Weihnachtsgeschenk und der Chemo-Therapie seines mittlerweile offensichtlich verstorbenen Vaters.

Auch im Dokumentar-Theater öffnen sich nur selten Menschen so ungeschützt wie in dieser „Jugendliche befragen ihre Eltern“-Produktion „Unspoken“, die seit April 2022 in der Box, der kleinsten Spielstätte des Deutschen Theaters Berlin, läuft.

Bilder: Arno Declair

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