Amsterdam

Nach seinen beiden großen, Oscar-nominierten Erfolgen „Silver Linings“ (2012) und „American Hustle“ (2013) blieb es lange ruhig um den New Yorker Regisseur David O. Russell. In diesem Herbst meldet er sich zurück: mit dem überlangen Film „Amsterdam“, gespickt mit Stars wie Christian Bale, Anya Taylor-Joy oder Robert de Niro.

Selten polarisieren Filme so stark wie dieses Werk: an den Kinokassen in den USA floppte, auch auf Letterboxd erntete der Film viel Spott und Häme, Lobeshymnen gab es hingegen in FAZ und SZ. „Amsterdam“ macht es seinem Publikum auch alles andere als einfach: dies beginnt schon damit, dass er sich kaum einem Genre zuordnen lässt. Er beginnt als nostalgische Komödie mit viel Dreißiger-Jahre-Patina, als Running Gag kugelt das Glasauge von Burt Berendsen (Christian Bale) über das Parkett.

Mehr als zwei Stunden mäandert David O. Russell dahin, genießt Abzweigungen und Umwege, schert sich nicht um die klassischen Dramaturgie-Konventionen Hollywoods, tappt in manche Langeweile-Löcher, liefert aber auch einige unterhaltsame Kabinettstückchen.

Auf der Zielgeraden hat Robert de Niro als General Dillenbeck seinen großen Auftritt, die Komödie wird zum politischen Manifest. Seine Figur ist einem realen, heute fast vergessenen Vorbild nachempfunden: General Smedley Butler versuchte die US-amerikanische Öffentlichkeit 1933 aufzurütteln, dass schwerreiche Industrielle einen Umsturz von Rechts planten. Der Kongress untersuchte den sogenannten Wall Street-Putsch, bis heute ist unklar, wie viel historische Wahrheit an diesen Vorwürfen dran ist.

Klar ist aber, auf welche ganz realen, quicklebendigen Figuren im rechten politischen Spektrum der USA der Ostküsten-Regisseur Russell und sein Star-Ensemble abzielen.

Bild: © Merie Weismiller Wallace/​20th Century Studios

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