Auf eine wundersame Reise nimmt Jerzy Skolimowski sein Publikum mit. Im Zentrum seines Films „EO“ steht ein Esel, der für Dressur-Nummern in einem Zirkus gehalten und von einem Mädchen liebevoll gepflegt wird. Als ein neues Tierschutzgesetz in Kraft tritt, wird der Esel gepfändet und auf eine Odyssee geschickt.

Mit großen Augen trabt er durch sein kurzes Leben. Leitmotivisch kommt er immer wieder in neue Situationen der Gefangenschaft, bevor er erneut freigelassen wird und auf sich gestellt ist. Skolimowski tupft die episodischen Szenen meist nur kurz an. Ihnen ist jedoch gemeinsam, dass der Esel Gier, Gewalt und Brutalität der Menschen durchleidet.

Inhaltlich ist die Tour des Esels oft etwas redundant. „EO“ lebt von den starken Bildern, die im besten  Fall Traumsequenzen gleichen und in blutiges Rot getaucht sind. In der gelungensten Szene kommt der Film ganz bei sich an: „EO“ mischt sich unter die Zuschauer eines Fußball-Spiels, die Siegesfeier eskaliert und der Esel wird von den alkoholisierten Holligans als Sündenbock misshandelt. Nur wie ein Nachklapp wirkt hingegen der kurze Auftritt von Isabelle Huppert, die als Gräfin in einer italienischen Villa mit ihrem Stiefsohn, der den Esel an einem Rasthof aufgesammelt hat, über die Spielschulden streitet.

Als Hommage an „Zum Beispiel Balthasar“ (1966) von Robert Bresson gedacht, merkt man „EO“ an vielen Stellen an, wie sehr er am Reißbrett kalkuliert ist und auf das Kunstkino-Publikum und die internationalen Festivals abzielt. Auch wenn der Film streckenweise noch zu sehr Skizze bleibt, gelingen Skolimowski altmeisterliche, eindrucksvolle Momente.

In Cannes wurde ihm deshalb der Preis der Jury, eine der Silbernen Palmen, verliehen, den er sich mit „Acht Berge“ teilt. Beide Filme laufen auch kommende Woche bei „Around the World in 14 films“ in der Berliner Kulturbrauerei und starten kurz danach im Kino, im Fall von „EO“ als Manifest für einen achtsameren Umgang mit Tieren pünktlich vor den besinnlichen Feiertagenam 22. Dezember. Zwischen diesen beiden Terminen durfte sich „EO“ noch über einen Europäischen Filmpreis für die beste Filmmusik freuen, Jerzy Skolimowski war in der Kategorie „Beste Regie“ ebenfalls nominiert, konnte sich aber nicht durchsetzen.

Bild: © Aneta Gebska i Filip Gebski

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