Decision to leave

Sichtlich am Film noir-Genre orientiert sich der südkoreanische Meisterregisseur Park Chan-wook in seinem neuen Film „Decision to leave/Heojil gyeolsim“), der unter dem Titel „Frau im Nebel“ im Februar 2023 in den deutschen Kinos starten soll.

Diese „Frau im Nebel“ ist eine klassische Femme fatale mit allen Stereotypen dieses Genres: Song Seo-rae wird von Tang Wei gespielt, einer Chinesin, die 2007 mit Ang Lees „Gefahr und Begierde“ bekannt wurde und nach Problemen mit den chinesischen Behörden zunächst als Model arbeitete, bevor sie in der südkoreanischen Filmbranche neu startete. Die Verständigungsschwierigkeiten der Nicht-Muttersprachlerin, die in den Polizeiverhören nicht mit der nötigen Präzision antworten kann und oft recht ungewöhnliche, für südkoreanische Ohren altertümliche Redewendugen einstreut, sind ein Leitmotiv des Films.

Nach dem Tod ihres Mannes ermittelt der Polizist Chang Hae-joon (Park Hae-il), ob es sich tasächlich um einen Unfall handelt und nimmt sie als Tatverdächtige ins Visier. Dies ist ganz wörtlich zu nehmen: denn er postiert sich nächtelang vor ihrem Haus, überwacht jede Regung und steigert sich in eine Obsession. Auch der neue Mann der Witwe stirbt einen ungewöhnlichen Tod. Der Polizist wird erneut auf den Plan gerufen, nachdem sich der Pool der Villa blutrot gefärbt hat. Neben dem Leitmotiv aufgerissener Augen (von Leichen, die von Fliegen umschwirrt werden, und vom Polizisten, der seine Augen mit Tropfen behandelt) ist dieser Moment einer der wenigen visuell überraschenden.

Der Plot kippt zu sehr in Richtung Melodram und schleppt sich über mehr als zwei Stunden, so dass die Thriller-Aspekte, die für einen überzeugenden Noir unverzichtbar sind, kurz kommen. Von der Raffinesse seines letzten Films „Die Taschendiebin“, der 2016 in Cannes lief, ist Park Chan-wook weit entfernt. Wie schon 2004 für „OIdboy“ (Großer Preis der Jury) verlieh ihm die Jury dennoch wieder eine Silberne Palme, diesmal für die beste Regie.

Bevor „Die Frau im Nebel“ im kommenden Jahr in den Kinos starten soll, kann man den Film bereits auf dem „Around the World in 14 films“-Festival in der Berliner Kulturbrauerei sehen. Nach den beiden gestrigen Vorstellungen läuft der Film noch mal am kommenden Dienstag.

Bild: © 2022 CJ ENM Co., Ltd., MOHO FILM

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