Den jungen, selbstbewussten Staatsanwalt Emre (Selahattin Pasali) schickt der türkische Regisseur Emin Alper in ein immer dichteres Geflecht aus Korruption und Erpressungsversuchen tief in der Provinz.
Hier eine kleine Gefälligkeit, dort eine Einladung zum Abendessen, die Emre nicht ablehnen kann: Er merkt schnell, dass die lokalen Eliten es mit Recht und Gesetz nicht ganz so streng nehmen. Die Hauptfigur versucht die klassische Gratwanderung: streng pocht er auf Compliance-Regeln und die Ahndung der Verstöße gegen das Waffengesetz bei einer Wildschweinjagd, seinem ersten Eindruck an der neuen Arbeitsstätte. Er will aber doch auch vermeiden, seine Gastgeber vor den Kopf zu stoßen.
Nach einer alkoholisierten Nacht mit den entsprechenden Erinnerungslücken und den Vergewaltigungsvorwürfen einer Außenseiterin ist Emre mit einer Reihe von unerwarteten Nebenschauplätzen beschäftigt, die ihn von seinem Ziel abbringen. Statt der Aufklärung von Korruptionsvorwürfen um Grundwasser und Schadenersatzforderungen wegen absinkender Grundstücke muss er in Sexualdelikten ermitteln und sieht sich mit anfangs subtilen, immer unverhohleneren Bedrohungen und Gegenvorwürfen konfrontiert.
Alper gelingt in seinem vierten, vom World Cinema Fund der Berlinale finanzierten Spielfilm der Berlinale ein sehenswerter Polit-Thriller, der gekonnt mit den Genre-Regeln spielt und nur am Ende etwas zu plakativ wird. Nach der Premiere in der Cannes-Sektion „Un certain regard“ lief „Burning Days/Kurak Günler“ bereits auf Festivals in München, Antalya und bei „Around the World in 14 films“ in der Berliner Kulturbrauerei, wo Alper bereits 2016 mit „Abluka/Frenzy“ überzeugte. Eine Woche später durfte sich „Burning Days“ über den Europäischen Filmpreis für den besten Schnitt freuen.
Bild: © 4 Film, Ay Yapim, Circe Films