Seit vielen Jahren hat Jafar Panahi mit strengen Zensur-Auflagen und Berufsverboten im Iran zu kämpfen. Mit viel Raffinesse nutzte er immer wieder die schmalen Spielräume, filmte sein mit dem Goldenen Bären 2015 gekrönten „Taxi Teheran“ in einem Auto und brachte unermüdlich neue Filme zu den internationalen A-Festivals.
Sehr offensiv stellt Panahi die schwierigen Arbeitsbedingungen in den Mittelpunkt seines neuen Films „No Bears (Originaltitel: Khers nist)“, der im September in Venedig lief und einen Spezialpreis der Jury bekam. Der Regisseur tritt wieder selbst auf: in einem kleinen Dorf an der Grenze zur Türkei hat er sich einquartiert. Via Laptop und Handy versucht er, die Dreharbeiten in der Stadt wenige Kilometer weiter hinter der Grenze zu dirigieren. Geplagt von Funklöchern und mit viel Situationskomik schildert Panahi, wie viel Improvisationskunst es bedarf, um in repressiven Systemen Schlupflöcher zu finden und weiterarbeiten zu können.
Von Repression erzählt auch der „Film im Film“, den Panahi dreht: ein Paar ist verzweifelt auf der Suche nach gefälschten Pässen und möchte damit nach Paris fliehen. Ihre Beziehung zerbricht daran und wird mit einer weiteren unglücklichen Liebesgeschichte parallel montiert. Bei seinen Streifzügen durch das Dorf hat Panahi auch ein junges Pärchen gefilmt, das sich unter einem Baum küsste. Was er nicht wissen konnte: Sie ist seit ihrer Geburt einem anderen versprochen, die verbotene Liebe musste geheim bleiben. Enormen Druck üben die Dorf-Honoratioren auf den prominenten Gast aus Teheran aus: er soll unbedingt das Beweisfoto herausgeben, damit die traditionellen Vorstellungen von Recht und Ordnung durchgesetzt werden können.
So wird „No Bears“ zur tragikomischen Parabel über Repression und Einschränkungen künstlerischer Arbeit, die vor allem auf ihren Meta-Ebenen interessant ist.
Als Patin stellte Pegah Ferydoni den Film vor: sie ist 1983 in Teheran geboren und kam mit 2 Jahren mit ihren Eltern nach Berlin-Reinickendorf. Ihren Durchbruch hatte sie mit der ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“ und ist seitdem in vielen TV- und Kinorollen präsent. Wie viele andere iranischstämmige Künstler engagiert sie sich seit Monaten mit Solidaritäts-Aktionen für die iranische Opposition und verlas die Namen politischer Gefangener. Seit Juli zählt dazu auch Jafar Panahi, der im berüchtigten Evin-Gefängnis ohne Kontakt zur Außenwelt inhaftiert ist.
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