Petrov´s Flu

Auf einen zweieinhalbstündigen nächtlichen Albtraum durch Moskau nimmt Kirill Serebrennikow das Kino-Publikum in „Petrov´s Flu“ mit. Wahn und Wirklichkeit, Realität und Traumfantasien vermischen sich zu einem schwer entwirrbaren Knäuel.

Hellauf begeistert waren viel Exil-Russen im Publikum des „Around the World in 14 films“-Festival in der Berliner Kulturbrauerei. Ihnen fiel es sicher wesentlich leichter, die Anspielungen zu dechiffrieren. Von Vorteil ist es sicher auch, wenn man Alexei Salnikovs gleichnamigen Roman kennt, an den sich Serebrennikows „Petrov´s Flu“-Verfilmung eng anlehnt.

Regine Zimmermann aus dem Ensemble des Deutschen Theaters Berlin war die Wunsch-Filmpatin des russischen Regisseurs. Bei der Einführung berichtete sie, dass sie Anfang 2020 mit einer kleinen DT-Crew nach Moskau ging, um die Gogol Center/DT-Co-Produktion „Decamerone“ zu proben. Serebrennikows Hausarrest war damals bereits aufgehoben, aber er durfte Moskau noch nicht verlassen. Wie im Rausch stürzte er sich in seine Projekte: tagsüber probte er die Theateraufführung, die wenige Tage vor dem Lockdown im März 2020 zur Premiere kam, nachts drehte er „Petrov´s Flu“, das ein Jahr später im Cannes-Wettbewerb lief, seine Deutschland-Premiere im Sommer 2022 beim Filmfest München hatte und Ende Januar 2023 im Kino starten wird.

Diese manisch-schlaflose Arbeitsweise ist in „Petrov´s Flu“ zu spüren. In einem wilden assoziativen Ritt reiht sich Szene an Szene, Stringenz ist in dem Wirbel jedoch nur schwer auszumachen. Die choreographische Präzision, die Serebrennikow-Meisterwerke wie „Machine Müller“ auszeichnet, ging in diesem Film verloren.

Bild: Razor Film

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