She Said

Die investigative Recherche, die die #metoo-Debatte ins Rollen brachte, steht im Mittelpunkt von Maria Schraders Debüt als Hollywood-Regisseurin. Im Sommer 2021 am Originalschauplatz, in den verglasten Büros der New York TImes, gedreht, erzählt „She Said“ von der akribischen Schnipsel-Arbeit der beiden Reporterinnen Megan Twohey (Carey Mulligan) und Jodi Kantor (Zoe Kazan).

In zwei komprimierten Stunden kann das Publikum mitverfolgen, wie die beiden Frauen darum rangen, hieb- und stichfeste Belege für die Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfe gegen Miramax-Chef Harvey Weinstein zu sammeln. Wie perfide er vorging, wird in dem Film sehr deutlich: wer sich wehrte, wurde mit Knebelverträgen und Abfindungen zum Schweigen gebracht. Immer wieder stoßen die Reporterinnen auf eine Wand des Schweigens: die Non-Disclosure-Agreements verbieten den Zeuginnen, sich zu äußern.

Sichtlich fasziniert vom klassischen Handwerk einer Qualitätszeitung wie der New York Times, auf deren Maßstäbe die Mentorin und Vorgesetzte Rebecca Corbett (Patricia Clarkson) pocht, erzählt „She Said“ von den Ermittlungen gegen Weinstein, die den Reporterinnen einen Pulitzer-Preis einbrachten und dem Täter eine 23jährige Haftstrafe, zu der er 2020 verurteilt wurde.

Schrader, die als Theater- und Kinoschauspielerin bekannt wurde und seit einigen Jahren auch Regie führt, erzählt die wahre Geschichte durchaus spannend, hat aber kaum künstlerische Freiheiten. Im tip-Interview mit Bert Rebhandl erzählte sie, wie eine Produzentin von Plan B, der Firma von Brad Pitt, mit dem fertigen Drehbuch von Rebecca Lenkiewicz auf sie zukam. Die Erzählweise von „She Said“ ist auf Oscars abzielende Konfektionsware. Mit emotionalisierenden Streicherklängen unterlegt folgt der Film der Chronologie der Recherche.

Bild: Universal Pictures Germany

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