Wenn sich Maren Eggert und Sandra Hüller auf der Leinwand passiv-aggressiv bekriegen, lohnt allein schon dieses Duell der beiden Schauspiel-Stars einen Kino-Besuch. Als dauerlächelnde Vertriebs-Service-Mitarbeiterin einer Androiden-Firma besucht Hüller die von Beginn an sichtlich genervte Museumsinsel-Keilschrift-Spezialistin Alma (Eggert), die für ein Pilot-Projekt ausgewählt wurde. Beim Kaffee auf der Couch liefern sich die beiden ein boshaft-witziges, lakonisches Wortgefecht.
Doch Alma ist auch weiter nicht so recht überzeugt von den Vorzügen des perfekten Gentlemans mit britischem Akzent, den ihr die Firma als Lebensgefährten und Liebhaber zur Seite stellt. Dan Stevens überzeugt in der dritten tragenden Rolle als Android, dessen Charme-Offensiven Maren Eggerts Alma einfach an sich abprallen lässt.
Von der Hauptdarstellerin lebt Maria Schraders SWR-Co-Produktion, die auf einer kürzlich in einem Suhrkamp-Sammelband erschienenen Erzählung von Emma Braslavsky basiert. Eggert wurde zurecht mit dem Silbernen Bären als beste Schauspielerin der Berlinale 2021 ausgezeichnet, der erstmals als Unisex-Preis nicht mehr nach Geschlechtern getrennt vergeben wurde. Für das Deutsche Theater Berlin, dessen Ensemble Maren Eggert seit mehr als einem Jahrzehnt angehört, war es nach den beiden Theatertreffen-Einladungen für „Maria Stuart“ und „Der Zauberberg“ die dritte Auszeichnung des Lockdown-Winters: mit diesem Rückenwind kann Intendant Ulrich Khuon in seine letzte Spielzeit vor dem Ruhestand starten.
Trotz eines witzigen, interessanten Konzepts, schöner Szenen und einer starken Hauptdarstellerin überzeugt Maria Schraders Film in der Gesamtbetrachtung nicht. Zu oft ist der Film von süßlicher Klaviermusik unterlegt und an vielen Stellen auch zu vorhersehbar erzählt. Schrader und ihr Drehbuch-Co-Autor Jan Homburg liefern wie schon bei ihrer ersten Zusammenarbeit „Vor der Morgenröte“ Wohlfühl-Gefühlskino für das Arthouse-Segment.
Kurz nach der Preisverleihung auf der Sommer-Berlinale bringt der Majestic Filmverleih „Ich bin dein Mensch“ bereits am 1. Juli 2021 ins Kino: an einem Starttermin, an dem pünktlich zum Kino-Neustart nach der zweiten und dritten Corona-Welle neue, hochkarätige Filme in die Säle ballern, als gäbe es kein Morgen.
Im Herbst 2021 räumte Maria Schraders „Ich bin dein Mensch“ bei der Filmpreis-Gala ab und gewann vier Lolas: in der Königsklasse setzte sich die Androiden-Comedy gegen Dominik Grafs zähes Altherren-Kino durch, prämiert wurden außerdem die beste Regie und das beste Drehbuch. Maren Eggert gewann nach dem Silbernen Bären auch die Lola der besten Hauptdarstellerin.
Bilder: ©Christine Fenzl/Majestic